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Zur Digitalisierung
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6 Jahre 2 Monate her - 4 Jahre 8 Monate her #1
von Walter Gollhardt
Zur Digitalisierung wurde erstellt von Walter Gollhardt
Die Digitalisierung, Chance oder Gefahr??
Neulich habe ich irgendwo einen meiner Meinung nach interessanten Artikel über den zunehmenden „Online Populismus“ gelesen.
Als Beispiel wurde dort u. A. der kommende Brexit angeführt, den der Autor als den ersten digitalen initiierten Coup bezeichnet.
Er tätigt dabei die Aussage, daß die britische Demokratie vor dem Referendum über den Austritt sozusagen „gehackt“ wurde.
In den Monaten und Wochen davor waren die Briten einem wahren Trommelfeuer von Horrormeldungen ausgesetzt, was denn bei einem Verbleib in der EU alles passieren könnte: Ständige Krisen, Masseneinwanderung, Arbeitslosigkeit, Nahrungsmittel und Medikamente könnten ausgehen, usw.
In dem seriösen Londoner „Observer“ wird dieser Angriff durch ein globales rechtes Netzwerk beschrieben und mit Fakten belegt, daß Trolle, Populisten, etliche reiche Unternehmer, russische Diplomaten und Hacker gemeinsam unter der Nutzung sämtlicher Tricks die das Internet bietet die Abstimmung in ihrem Sinne beeinflußt haben.
Aus den „Sozialen Netzwerken“ heraus wurde über die Brexit-Kampagne das Land mit Falschmeldungen, angstmachenden Märchen über angeblich gewalttätige Migranten und Haß-Kampagnen quasi geflutet.
Damit wurde genau bei den Wählern Angst und Wut geschürt, die den Initiatoren der Attacke als besonders manipulierbar erschienen, denn man hatte zuvor illegal erworbene Datensätze benutzt, die einen direkten Einblick in die Gefühlslage und das Denken dieser Wähler ermöglicht hatten.
Die „Sozialen Netzwerke“ machten bereitwillig als Multiplikatoren mit, da die kommerziellen gut daran verdient haben.
Heute ist Großbritannien in der Folge ein gespaltener und total zerstrittener Ort, ganz so, als wäre das Land in einer „Alternativen Realität“ gelandet. Man weiß zwar, daß die getroffene knappe Entscheidung evtl. falsch, bzw. unüberlegt war, weiß aber nicht, wie man da wieder herauskommen soll.
Diese Brexit-Entscheidung führt uns allen anschaulich vor Augen was passieren kann, wenn ein Staat seine Bürger im digitalen Zeitalter nicht mehr schützen kann, da es offensichtlich problemlos möglich ist, demokratische Institutionen zur Meinungsbildung einfach zu unterwandern und zu manipulieren.
Damit geht etwas Wesentliches verloren, was ein Land zum Staat macht, nämlich die Souveränität.
Neben den einzelnen Staaten ist hier nun auch die Europäische Union gefordert. Alle müssen gemeinsam bereit sein, um die digitale Selbstbestimmung zu kämpfen, und das Feld nicht irgendwelchen anonymen Kräften, die im Hintergrund agieren überlassen, denn Großbritannien ist eben kein Einzelfall. In den „Sozialen Netzwerken“ beherrschen überwiegend Emotionen und Vereinfachungen das Feld, sachliche Informationen gehen dort meist unter.
Dies ist auch der Grund, weshalb radikale Politiker von rechts und von links Plattformen wie Facebook oder Twitter beherrschen und auch die Themen vorgeben. Seriosität hat es dort ungleich schwerer.
Exemplarisch für diesen Trend ist die nach dem „Mitmach-Prinzip“ funktionierende „Fünf Sterne“ Bewegung in Italien, die erste Digitalpartei überhaupt, die es in eine aktuelle Regierung geschafft hat.
In einer Koalition mit der rechtsradikalen „Lega“ eine für die Parlamentarische Demokratie in Italien existenzgefährdende Konstellation.
Diese Regierung wurde nicht umsonst von dem reaktionären ehemaligen Berater von Donald Trump Steve Bannon als „Zentrum des Universums“ bejubelt.
Eine erste europäische Nagelprobe, wird die Ende Mai 2019 kommende Europawahl sein. Hier wird sich entscheiden, ob es durch Manipulationen den Rechtspopulisten gelingen wird, die Zweifel am Zusammenschluß der europäischen Staaten weiter zu schüren, und wie in Osteuropa erfolgreich vorgeführt, den Nationalismus als leuchtendes Zukunftsmodell am Horizont zu präsentieren, der Europa und die Welt im zwanzigsten Jahrhundert zweimal fast in den Untergang geführt hätte.
Diese drohende Gefahr könnte ein Weckruf sein, und die EU daran erinnern, welche Macht sie im digitalen Zeitalter hat, wenn sie nicht tatenlos dasitzt, und ihren Gegnern damit erlaubt, den Takt und die Themen vorzugeben.
Weltweit richten viele Menschen ihre Augen hoffnungsvoll auf die EU, die im globalen digitalen Wettbewerb allemal hinterherhinkt.
Sogar aus den USA kommen inzwischen Stimmen, die der EU eine zentrale Rolle bei der Rettung der parlamentarischen Demokratien zutrauen, eben weil wir auf dem Gebiet der Digitalisierung hinterher hinken.
Vor allem die Exportnation Deutschland ist auf der Rangliste Digitalisierung erstaunlich weit hinten.
So gibt es in den USA einen interessanten Vergleich: So wie das Zeitalter der Verbrennung fossiler Energien unsere Umwelt zerstört, droht nun das Digitalzeitalter unsere Politik und unsere Gesellschaften zu zerstören.
In vielen amerikanischen „Think Tanks“ sieht man eine vollkommen neuartige Form autoritärer Regime heraufziehen: Google, Amazon, Apple und Facebook.
Die ökonomische und mittlerweile auch politische Macht dieser Giganten beruht einzig und alleine auf dem Sammeln von Daten, und wir stellen ihnen diese bereitwillig und kostenlos zur Verfügung, und diese Unternehmen können mit diesen Daten machen was sie wollen. Eine digitale Privatsphäre gibt es bisher nicht.
Und hier kommt nun wiederum die EU ins Spiel, denn sie beurteilt über das Wettbewerbsrecht die Marktmacht eines jeden Unternehmens, denn sie fragt, ob ein Unternehmen allein durch seine schiere Größe ein anderes vom Markt verdrängen kann.
Verfechter der digitalen Freiheit im Netz verweisen gerne als abschreckendes Beispiel auf China, denn dort gibt es eine eigene digitale Welt, abgeschottet und ständig vom Staat überwacht, das genaue Gegenteil zu den USA, denn dort hat der Staat seine Macht über das Netz bereits abgegeben.
Beide Varianten sind wohl für unsere Zukunft nicht wünschenswert.
Und nun gibt es noch einmal eine weitere Chance für die EU, ein Alternativmodell zu den beiden geschilderten Extremen zu entwickeln. Nicht mehr anonyme Konzerne bestimmen, wie es weitergeht, sondern ausschließlich der Mensch muß im Mittelpunkt dieses Alternativmodells stehen.
Ein Anfang ist schon mal, daß man die amerikanischen Giganten dazu zwingt, europäische Wettbewerbsregeln einzuhalten, Steuern zu bezahlen, soziale Standards einzuhalten, und verhindert, daß es innerhalb der EU einen Wettbewerb der Mitglieder darüber gibt, wo man die niedrigsten Steuersätze anbietet.
Anfänge in diese Richtung sind ja bereits gemacht.
Mir ist klar, bis dahin ist es ein weiter, steiniger Weg, der allerdings beschritten werden muß, wenn wir alle nicht dazu werden wollen, wo uns Google, Amazon, Apple, Facebook, Trolle aus dem Netz, Hacker aus aller Herren Länder usw. gerne hinhaben wollen, eine in jede gewünschte Richtung manipulierbare Masse, denn dies wäre das Ende unserer Selbstbestimmung und unserer bisherigen Art zu leben!!
Neulich habe ich irgendwo einen meiner Meinung nach interessanten Artikel über den zunehmenden „Online Populismus“ gelesen.
Als Beispiel wurde dort u. A. der kommende Brexit angeführt, den der Autor als den ersten digitalen initiierten Coup bezeichnet.
Er tätigt dabei die Aussage, daß die britische Demokratie vor dem Referendum über den Austritt sozusagen „gehackt“ wurde.
In den Monaten und Wochen davor waren die Briten einem wahren Trommelfeuer von Horrormeldungen ausgesetzt, was denn bei einem Verbleib in der EU alles passieren könnte: Ständige Krisen, Masseneinwanderung, Arbeitslosigkeit, Nahrungsmittel und Medikamente könnten ausgehen, usw.
In dem seriösen Londoner „Observer“ wird dieser Angriff durch ein globales rechtes Netzwerk beschrieben und mit Fakten belegt, daß Trolle, Populisten, etliche reiche Unternehmer, russische Diplomaten und Hacker gemeinsam unter der Nutzung sämtlicher Tricks die das Internet bietet die Abstimmung in ihrem Sinne beeinflußt haben.
Aus den „Sozialen Netzwerken“ heraus wurde über die Brexit-Kampagne das Land mit Falschmeldungen, angstmachenden Märchen über angeblich gewalttätige Migranten und Haß-Kampagnen quasi geflutet.
Damit wurde genau bei den Wählern Angst und Wut geschürt, die den Initiatoren der Attacke als besonders manipulierbar erschienen, denn man hatte zuvor illegal erworbene Datensätze benutzt, die einen direkten Einblick in die Gefühlslage und das Denken dieser Wähler ermöglicht hatten.
Die „Sozialen Netzwerke“ machten bereitwillig als Multiplikatoren mit, da die kommerziellen gut daran verdient haben.
Heute ist Großbritannien in der Folge ein gespaltener und total zerstrittener Ort, ganz so, als wäre das Land in einer „Alternativen Realität“ gelandet. Man weiß zwar, daß die getroffene knappe Entscheidung evtl. falsch, bzw. unüberlegt war, weiß aber nicht, wie man da wieder herauskommen soll.
Diese Brexit-Entscheidung führt uns allen anschaulich vor Augen was passieren kann, wenn ein Staat seine Bürger im digitalen Zeitalter nicht mehr schützen kann, da es offensichtlich problemlos möglich ist, demokratische Institutionen zur Meinungsbildung einfach zu unterwandern und zu manipulieren.
Damit geht etwas Wesentliches verloren, was ein Land zum Staat macht, nämlich die Souveränität.
Neben den einzelnen Staaten ist hier nun auch die Europäische Union gefordert. Alle müssen gemeinsam bereit sein, um die digitale Selbstbestimmung zu kämpfen, und das Feld nicht irgendwelchen anonymen Kräften, die im Hintergrund agieren überlassen, denn Großbritannien ist eben kein Einzelfall. In den „Sozialen Netzwerken“ beherrschen überwiegend Emotionen und Vereinfachungen das Feld, sachliche Informationen gehen dort meist unter.
Dies ist auch der Grund, weshalb radikale Politiker von rechts und von links Plattformen wie Facebook oder Twitter beherrschen und auch die Themen vorgeben. Seriosität hat es dort ungleich schwerer.
Exemplarisch für diesen Trend ist die nach dem „Mitmach-Prinzip“ funktionierende „Fünf Sterne“ Bewegung in Italien, die erste Digitalpartei überhaupt, die es in eine aktuelle Regierung geschafft hat.
In einer Koalition mit der rechtsradikalen „Lega“ eine für die Parlamentarische Demokratie in Italien existenzgefährdende Konstellation.
Diese Regierung wurde nicht umsonst von dem reaktionären ehemaligen Berater von Donald Trump Steve Bannon als „Zentrum des Universums“ bejubelt.
Eine erste europäische Nagelprobe, wird die Ende Mai 2019 kommende Europawahl sein. Hier wird sich entscheiden, ob es durch Manipulationen den Rechtspopulisten gelingen wird, die Zweifel am Zusammenschluß der europäischen Staaten weiter zu schüren, und wie in Osteuropa erfolgreich vorgeführt, den Nationalismus als leuchtendes Zukunftsmodell am Horizont zu präsentieren, der Europa und die Welt im zwanzigsten Jahrhundert zweimal fast in den Untergang geführt hätte.
Diese drohende Gefahr könnte ein Weckruf sein, und die EU daran erinnern, welche Macht sie im digitalen Zeitalter hat, wenn sie nicht tatenlos dasitzt, und ihren Gegnern damit erlaubt, den Takt und die Themen vorzugeben.
Weltweit richten viele Menschen ihre Augen hoffnungsvoll auf die EU, die im globalen digitalen Wettbewerb allemal hinterherhinkt.
Sogar aus den USA kommen inzwischen Stimmen, die der EU eine zentrale Rolle bei der Rettung der parlamentarischen Demokratien zutrauen, eben weil wir auf dem Gebiet der Digitalisierung hinterher hinken.
Vor allem die Exportnation Deutschland ist auf der Rangliste Digitalisierung erstaunlich weit hinten.
So gibt es in den USA einen interessanten Vergleich: So wie das Zeitalter der Verbrennung fossiler Energien unsere Umwelt zerstört, droht nun das Digitalzeitalter unsere Politik und unsere Gesellschaften zu zerstören.
In vielen amerikanischen „Think Tanks“ sieht man eine vollkommen neuartige Form autoritärer Regime heraufziehen: Google, Amazon, Apple und Facebook.
Die ökonomische und mittlerweile auch politische Macht dieser Giganten beruht einzig und alleine auf dem Sammeln von Daten, und wir stellen ihnen diese bereitwillig und kostenlos zur Verfügung, und diese Unternehmen können mit diesen Daten machen was sie wollen. Eine digitale Privatsphäre gibt es bisher nicht.
Und hier kommt nun wiederum die EU ins Spiel, denn sie beurteilt über das Wettbewerbsrecht die Marktmacht eines jeden Unternehmens, denn sie fragt, ob ein Unternehmen allein durch seine schiere Größe ein anderes vom Markt verdrängen kann.
Verfechter der digitalen Freiheit im Netz verweisen gerne als abschreckendes Beispiel auf China, denn dort gibt es eine eigene digitale Welt, abgeschottet und ständig vom Staat überwacht, das genaue Gegenteil zu den USA, denn dort hat der Staat seine Macht über das Netz bereits abgegeben.
Beide Varianten sind wohl für unsere Zukunft nicht wünschenswert.
Und nun gibt es noch einmal eine weitere Chance für die EU, ein Alternativmodell zu den beiden geschilderten Extremen zu entwickeln. Nicht mehr anonyme Konzerne bestimmen, wie es weitergeht, sondern ausschließlich der Mensch muß im Mittelpunkt dieses Alternativmodells stehen.
Ein Anfang ist schon mal, daß man die amerikanischen Giganten dazu zwingt, europäische Wettbewerbsregeln einzuhalten, Steuern zu bezahlen, soziale Standards einzuhalten, und verhindert, daß es innerhalb der EU einen Wettbewerb der Mitglieder darüber gibt, wo man die niedrigsten Steuersätze anbietet.
Anfänge in diese Richtung sind ja bereits gemacht.
Mir ist klar, bis dahin ist es ein weiter, steiniger Weg, der allerdings beschritten werden muß, wenn wir alle nicht dazu werden wollen, wo uns Google, Amazon, Apple, Facebook, Trolle aus dem Netz, Hacker aus aller Herren Länder usw. gerne hinhaben wollen, eine in jede gewünschte Richtung manipulierbare Masse, denn dies wäre das Ende unserer Selbstbestimmung und unserer bisherigen Art zu leben!!
Letzte Änderung: 4 Jahre 8 Monate her von Walter Gollhardt.
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