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Generation Technikverweigerer, von Toni Judersleben.
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6 Jahre 2 Monate her - 5 Jahre 6 Monate her #1
von Bernd Offizier
Toni Judersleben
Generation Technikverweigerer.
Mein Schwiegervater wurde einmal nach mir, seinem Schwiegersohn, befragt. Was ich denn für ein Typ sei, wie er mit mir zurechtkommt und ob er mit der Wahl der Tochter zufrieden sei.
Nach einer quälend langen Pause sagte er: „Er kann mir mit dem Computer helfen. Das ist praktisch.“ Das ist der positive Aspekt, wenn man sich gut mit Rechnern auskennt, wenigstens nützlich ist man, gänzlich unabhängig vom Charakter. Der Schein des Helden umgibt den Spezialisten, auch wenn er nur den Rechner neu hochfährt, einen Prozess beendet oder ein Flash Update macht. Man sollte diese Momente genießen, denn die Schattenseiten dieser noblen Taten können schrecklich (nervtötend) sein!
Man hilft ja, wenn man kann. Aber dann?
„Du hast mir doch dieses Microsoft darauf gemacht, da geht jetzt nichts mehr.“ Der Vorwurf in dieser Stimme hätte die Köln-Arena zum Verstummen gebracht. Der Anruf kam natürlich spät abends, unerwartet und der übliche Ernstfall war nun eingetreten.
Nach nur 8 Jahren hatte das Betriebssystem gestreikt und ich war natürlich dafür verantwortlich, jedenfalls im moralischen Sinne. Dass der Rechner lange problemlos gelaufen war, Angela Merkel wurde gerade als Kanzlerin wiedergewählt, als er installiert wurde, dass ihr Windows Vista inzwischen wirklich total veraltet ist - geschenkt. Mit dem mulmigen Gefühl, das ich eigentlich nichts Richtiges sagen könnte, fragte ich nach, was dem guten Oldtimer denn fehlen würde. „Das Ding ist langsam, im Internet gehen seltsame Seiten auf und er geht immer aus.“
Wäre der Rechner ein Pferd, man müsste es notschlachten.
Die Wüste Gobi im PC-Gehäuse
Ich besuchte dann den Besitzer des dahin siechenden Systems und fand alle üblichen Verdächtigen.
• Das Antivirus-Programm seit 3 Jahren ohne Updates und Aktualisierungen,
• im Gehäuse genug Staub für ein klassisches Urnen-Begräbnis,
• der Browser (Internetexplorer) kaum noch sichtbar vor lauter Toolbars.
• Und selbstverständlich jede Menge zweifelhafter Programme, die irgendwas können, irgendwo im Netz waren und einen Haufen dubioser Programme mit installiert hatten.
• Alles umsonst, weil man für so was kein Geld ausgeben möchte, schließlich habe schon der Rechner „so viel gekostet“.
• Er könne sich nicht erklären, wie „der Rechner jetzt schon kaputt sein könne“.
• Das sind dann die Momente, wo man überlegt, lieber Imker im Westerwald zu sein oder in die tiefste Eifel zu flüchten.
Bund fürs Leben
Es war früher eindeutig, wenn es um lebenslange Verpflichtungen ging. Man hatte einen Lehnsherrn, das war bestimmt nicht schön, aber man wusste Bescheid.
Heute reicht ein Anruf oder eine Frage in der Kneipe, ob man „mit dem Rechner helfen“ könne und man ist auf ewig verbandelt.
• So gab es Rechner, die ich bereits vor über 10 Jahren einmal betreute und auf denen z.B. ein tapferes XP praktisch ohne Updates (weil die lt. Besitzer „nur unnötigen Ärger machen“) sein Dasein fristet.
• Familien, die den Drucker nutzen wollen und empört sind, weil er nach drei Jahren eingetrocknet ist.
• Solche Dinge behandele ich inzwischen im Automatik-Modus. Man sollte sich bewusst sein: selbst wenn die Leute sehr nett sind, im Notfall wird ein Hauch von Schuld, Panik und Druck in der Luft liegen.
• Ich helfe ja gerne, aber mitten in der Nacht? Ich überlege mir inzwischen gut, bevor ich Hilfe anbiete!
Die Wirkung von Ratschlägen
Ich bin mir sicher, dass schon beim Verlassen der Wohnung
• 50% der Ratschläge vergessen sind (bzw. werden nicht durchgeführt),
• 49% erleiden in der nächsten Wochen das gleiche Schicksal.
• Ob es um regelmäßige Updates geht, Wechsel der Passwörter – oder gar wenigstens etwas Geld für gute Programme in die Hand zu nehmen,
• es wird nichts passieren.
Vorher kommt sowieso irgendein dubioser Nachbar/Bekannter vorbei, installiert eine Raubkopie und klaut sich nebenbei das WLAN-Passwort. Dessen bin ich mir bewusst,
ich mache das Beste draus.
Die Alternative ist, dumm stellen und einfach zu verschweigen, dass man eine gewisse Ahnung von all diesen Dingen rund um den Computern hat.
Dann kam das neue Windows 10
Warum ich auf keinem Rechner ungefragt Windows 10 installiere? Ganz einfach, irgendwann 2020, ich sehe mich z.B. gerade glücklich in Kroatien auf der Insel Raab Urlaub machen, würde das Handy klingeln. Und egal, ob die Person durch eigenes Fehlerverhalten 20 Trojaner, 47 Viren, eingefangen hat, der Rechner direkt neben der Heizung bei 50 Grad Celsius schwitzt oder die Festplatte defekt ist
- es würde wieder diese vorwurfsvolle Stimme ertönen.
Man bescheinigt mir, dass dieses Windows 10 für solche Probleme sorge und so „der XYZ nicht die Papiere für seinen Verein ausdrucken kann“. Und es würde nach einem nationalen Ausnahmezustand und Weltuntergang klingen! Ich könnte weder das Wetter, noch das leckere Essen oder den Badestrand genießen.
Neuen Bekannten stelle ich mich nur noch als ahnungslosen Rentner vor.
Es ist schlichtweg erschreckend wie leichtsinnig und naiv viele Nutzer mit ihrem PC/Laptop/Tablett umgehen.
Seit Beginn meiner PC-Tätigkeit gibt’s es dafür den Begriff des „DAU“:
Dümmster Anzunehmender User.
Inspiriert durch einen Blog von Sven Krumrey (Ashampoo Blog Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Generation Technikverweigerer, von Toni Judersleben. wurde erstellt von Bernd Offizier
Anhang ToniJudersleben.jpg wurde nicht gefunden.
Toni Judersleben
Generation Technikverweigerer.
Mein Schwiegervater wurde einmal nach mir, seinem Schwiegersohn, befragt. Was ich denn für ein Typ sei, wie er mit mir zurechtkommt und ob er mit der Wahl der Tochter zufrieden sei.
Nach einer quälend langen Pause sagte er: „Er kann mir mit dem Computer helfen. Das ist praktisch.“ Das ist der positive Aspekt, wenn man sich gut mit Rechnern auskennt, wenigstens nützlich ist man, gänzlich unabhängig vom Charakter. Der Schein des Helden umgibt den Spezialisten, auch wenn er nur den Rechner neu hochfährt, einen Prozess beendet oder ein Flash Update macht. Man sollte diese Momente genießen, denn die Schattenseiten dieser noblen Taten können schrecklich (nervtötend) sein!
Man hilft ja, wenn man kann. Aber dann?
„Du hast mir doch dieses Microsoft darauf gemacht, da geht jetzt nichts mehr.“ Der Vorwurf in dieser Stimme hätte die Köln-Arena zum Verstummen gebracht. Der Anruf kam natürlich spät abends, unerwartet und der übliche Ernstfall war nun eingetreten.
Nach nur 8 Jahren hatte das Betriebssystem gestreikt und ich war natürlich dafür verantwortlich, jedenfalls im moralischen Sinne. Dass der Rechner lange problemlos gelaufen war, Angela Merkel wurde gerade als Kanzlerin wiedergewählt, als er installiert wurde, dass ihr Windows Vista inzwischen wirklich total veraltet ist - geschenkt. Mit dem mulmigen Gefühl, das ich eigentlich nichts Richtiges sagen könnte, fragte ich nach, was dem guten Oldtimer denn fehlen würde. „Das Ding ist langsam, im Internet gehen seltsame Seiten auf und er geht immer aus.“
Wäre der Rechner ein Pferd, man müsste es notschlachten.
Die Wüste Gobi im PC-Gehäuse
Ich besuchte dann den Besitzer des dahin siechenden Systems und fand alle üblichen Verdächtigen.
• Das Antivirus-Programm seit 3 Jahren ohne Updates und Aktualisierungen,
• im Gehäuse genug Staub für ein klassisches Urnen-Begräbnis,
• der Browser (Internetexplorer) kaum noch sichtbar vor lauter Toolbars.
• Und selbstverständlich jede Menge zweifelhafter Programme, die irgendwas können, irgendwo im Netz waren und einen Haufen dubioser Programme mit installiert hatten.
• Alles umsonst, weil man für so was kein Geld ausgeben möchte, schließlich habe schon der Rechner „so viel gekostet“.
• Er könne sich nicht erklären, wie „der Rechner jetzt schon kaputt sein könne“.
• Das sind dann die Momente, wo man überlegt, lieber Imker im Westerwald zu sein oder in die tiefste Eifel zu flüchten.
Bund fürs Leben
Es war früher eindeutig, wenn es um lebenslange Verpflichtungen ging. Man hatte einen Lehnsherrn, das war bestimmt nicht schön, aber man wusste Bescheid.
Heute reicht ein Anruf oder eine Frage in der Kneipe, ob man „mit dem Rechner helfen“ könne und man ist auf ewig verbandelt.
• So gab es Rechner, die ich bereits vor über 10 Jahren einmal betreute und auf denen z.B. ein tapferes XP praktisch ohne Updates (weil die lt. Besitzer „nur unnötigen Ärger machen“) sein Dasein fristet.
• Familien, die den Drucker nutzen wollen und empört sind, weil er nach drei Jahren eingetrocknet ist.
• Solche Dinge behandele ich inzwischen im Automatik-Modus. Man sollte sich bewusst sein: selbst wenn die Leute sehr nett sind, im Notfall wird ein Hauch von Schuld, Panik und Druck in der Luft liegen.
• Ich helfe ja gerne, aber mitten in der Nacht? Ich überlege mir inzwischen gut, bevor ich Hilfe anbiete!
Die Wirkung von Ratschlägen
Ich bin mir sicher, dass schon beim Verlassen der Wohnung
• 50% der Ratschläge vergessen sind (bzw. werden nicht durchgeführt),
• 49% erleiden in der nächsten Wochen das gleiche Schicksal.
• Ob es um regelmäßige Updates geht, Wechsel der Passwörter – oder gar wenigstens etwas Geld für gute Programme in die Hand zu nehmen,
• es wird nichts passieren.
Vorher kommt sowieso irgendein dubioser Nachbar/Bekannter vorbei, installiert eine Raubkopie und klaut sich nebenbei das WLAN-Passwort. Dessen bin ich mir bewusst,
ich mache das Beste draus.
Die Alternative ist, dumm stellen und einfach zu verschweigen, dass man eine gewisse Ahnung von all diesen Dingen rund um den Computern hat.
Dann kam das neue Windows 10
Warum ich auf keinem Rechner ungefragt Windows 10 installiere? Ganz einfach, irgendwann 2020, ich sehe mich z.B. gerade glücklich in Kroatien auf der Insel Raab Urlaub machen, würde das Handy klingeln. Und egal, ob die Person durch eigenes Fehlerverhalten 20 Trojaner, 47 Viren, eingefangen hat, der Rechner direkt neben der Heizung bei 50 Grad Celsius schwitzt oder die Festplatte defekt ist
- es würde wieder diese vorwurfsvolle Stimme ertönen.
Man bescheinigt mir, dass dieses Windows 10 für solche Probleme sorge und so „der XYZ nicht die Papiere für seinen Verein ausdrucken kann“. Und es würde nach einem nationalen Ausnahmezustand und Weltuntergang klingen! Ich könnte weder das Wetter, noch das leckere Essen oder den Badestrand genießen.
Neuen Bekannten stelle ich mich nur noch als ahnungslosen Rentner vor.
Es ist schlichtweg erschreckend wie leichtsinnig und naiv viele Nutzer mit ihrem PC/Laptop/Tablett umgehen.
Seit Beginn meiner PC-Tätigkeit gibt’s es dafür den Begriff des „DAU“:
Dümmster Anzunehmender User.
Die meisten Fehler sitzen vor dem PC !
Inspiriert durch einen Blog von Sven Krumrey (Ashampoo Blog Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
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