Noch mal, Höchstpreise an der Tankstelle über Ostern.

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12 Jahre 2 Wochen her - 4 Jahre 3 Wochen her #1 von Walter Gollhardt
Noch mal, Höchstpreise an der Tankstelle über Ostern. wurde erstellt von Walter Gollhardt
Viele wollen es nicht wahr haben, aber der Hauptantrieb der Preise ist unser quasi ab der Geburt wahrgenommenes „Recht“ auf eine individuelle, grenzenlose und zu jeder Zeit verfügbare Mobilität. Und genau das ist die zweite Vertreibung aus dem Paradies, nur dass es dieses Mal nicht Evas verbotener Apfel für Adam ist, sondern die an sich segensreiche Erfindung des Autos für Jedermann!!
Damit ist die Menschheit in der Mobilitätsfalle gefangen. Angesichts von fast täglichen Megastaus auf unseren Autobahnen muss man sich allerdings fragen, inwieweit wir tatsächlich noch grenzenlos mobil sein können. Ist das Auto daher vielleicht mehr ein Fluch als ein Segen?
Ein weiterer Grund für ständig steigende Preise ist auch unser Kaufverhalten. Viele Hersteller bieten inzwischen schwächer motorisierte und verbrauchsgünstige Modelle an. Eigentlich müssten diese Modelle ein Verkaufsrenner sein, aber weit gefehlt. Fast immer greift der Kunde zum stärker motorisierten weil prestigeträchtigeren Modell. Die Verkaufserfolge der überdimensionierten Geländewagen sind der eindeutige Beweis für diesen Umstand.
Vielleicht könnte ja hier ein staatliches Förderprogramm für Dreiliterautos, ähnlich der „Abwrackprämie“, ein Umdenken befördern. Denn das wäre ein Weg, den „Flottenverbrauch“ drastisch zu senken!! Für eingefleischte Marktwirtschaftler gewiss ein Sündenfall, es ist aber eine wichtige Staatsaufgabe, bestimmte notwendige Entwicklungen per zeitlich begrenzter Subvention zu fördern.
Gottlieb Daimler konnte vor hundertfünfundzwanzig Jahren sicherlich nicht wissen, dass er mit der Erfindung des Kraftwagens die „Büchse der Pandora“ geöffnet hatte. Wenn in den Schwellen- bzw. Entwicklungsländern der Grad der Motorisierung einmal genauso hoch wie bei uns werden sollte, dann geht mit Sicherheit gar nichts mehr. Von daher gesehen muss man dann wohl eher schon vom Fluch der individuellen Mobilität sprechen.
Andrerseits beschleunigt jeder Cent Preissteigerung an der Tankstelle den Abschied vom Öl, das viel zu schade zum Verbrennen ist. Wir haben leider das Pech, in einer Übergangszeit zu leben. Einerseits ist das Ende des Ölzeitalters in Sicht, andrerseits gibt es noch keine tragfähigen Technologien für die Zukunft. Der steigende Ölpreis wird aber auf Dauer die Globalisierung verlangsamen, bzw. sie letztlich beenden. Der Unsinn, weltweit über lange Transportwege vermeintlich billige Einzelteile zu einem fertigen Produkt zusammenzufügen, wird bedingt durch immer höhere Energie- und Transportkosten langsam beendet werden müssen. Erdbeeren aus Peru, Spargel aus Mexiko, und die billigen Blumen aus Afrika werden durch steigende Energiekosten dann immer unbezahlbarer werden. Zu fragen ist auch, ob es bei uns zu Weihnachten unbedingt Erdbeeren aus Brasilien geben muss.
Ich möchte einmal ein wenig Prophet spielen: Es wird in der Zukunft eine Renaissance der Regionen mit dem dort ansässigen Handel und dem Gewerbe geben, und damit werden auch wieder viele Arbeitsplätze zurückkommen, bzw. neu entstehen. Mal nur ein ganz unbedeutendes aber exemplarisches Beispiel: Krabbenpulen in Nordafrika für unseren Markt rechnet sich dann einfach nicht mehr.
Wir erleben immer wieder und z. Zt. ganz aktuell, dass Öl- und Gasförderung unter extremen Bedingungen und Tiefen technologisch so anspruchsvoll sind, dass sie mit der Technik des 21. Jhdts. eben nicht beherrschbar sind. Ein Leck in fünftausend Meter Tiefe im Meer ist nur mit großem technischem und noch größerem Zeitaufwand evtl. wieder zu schließen, und viele Menschen sind nicht mehr bereit, mit diesen Risiken zu leben.
Die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko, die noch nicht abschätzbaren Folgen des Gaslecks in der Nordsee vor Schottland sollten uns allen eine Mahnung sein, dass der Preis für die Förderung der vielleicht letzten fossilen Reserven zu hoch sein könnte.
Letzte Änderung: 4 Jahre 3 Wochen her von Walter Gollhardt.

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