Die mögliche Entwicklung der Menschheit im 21. Jahrhundert

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7 Jahre 1 Monat her - 4 Jahre 1 Woche her #1 von Walter Gollhardt
Die mögliche Entwicklung des Menschen im 21. Jahrhundert

Angeregt zu diesem Beitrag hat mich das Buch von Yuval Noah Harari „Homo Deus-Eine Geschichte von Morgen“, in dem der Autor mit ungewöhnlichen und provokanten Thesen die Entwicklung des Menschen im 21. Jahrhundert aus seiner Sicht, und damit das mögliche Ende des Homo Sapiens hin zu einer Art „Übermenschen“ beschreibt.

Dabei holt der Autor sehr weit aus, denn er betrachtet die Entwicklung der Menschheit von der Steinzeit bis in die Zukunft.
Etliche Thesen und auch Begriffe sind beim Lesen sehr verstörend, aber nichtsdestotrotz faszinierend.
Nach dem Israeli Hariri kann sich der Mensch im 21. Jahrhundert völlig neuen Zielen zuwenden, da er Hunger, Kriege und Krankheiten gelernt habe zu beherrschen.
Eine für viele provokante Annahme, denn man kann es mit guten Gründen auch vollkommen anders sehen.

Dazu sagt der Autor, daß über viele Jahrtausende in der Geschichte der gesamten Menschheit Hunger, Gewalt und Krankheiten omnipräsent waren, und innerhalb dieser Zeitspanne konnten sich unsere Vorfahren nicht vorstellen, daß es einen längeren Zeitraum ohne diese ständigen Bedrohungen einmal geben könnte.
Für einen Westeuropäer oder einen Bewohner der USA wären die Bedrohung durch falsche Ernährung, Übergewicht, Herz- oder Kreislaufversagen eine viel größere Bedrohung als z. B. durch einen Krieg.
Für die inzwischen alltägliche Bedrohung durch den weltweiten Terrorismus hat der Autor einen weiteren provokanten Vergleich gefunden. Er hält die Bedrohung und die Gefahren für maßlos übertrieben, und bezeichnet sie als „Fliege im Porzellanladen“.
Eine Fliege kann in einem Porzellanladen keinen Schaden anrichten, also sucht sie sich einen Elefanten, summt und brummt so lange in dessen Ohr herum, bis der Elefant verrückt wird, und in seiner Wut sämtliches Porzellan zerschlägt.
Der oder die Elefanten sind dabei die Großmächte USA und Rußland, die sich zusammen mit ihren Vasallen von den Terroristen in den Nahen und den Mittleren Osten haben locken lassen und z. B. Syrien oder den Irak in Schutt und Asche gebombt haben, und aus den Ruinen entstehen immer neue Terroristen.

Diese Metapher funktioniert auch hervorragend in Europa, denn der EU ist es gelungen, diesem zuvor ständig von Kriegen heimgesuchten Kontinent seit 1945 einen bisher dauerhaften Frieden zu bringen.
Unerklärlicherweise zweifeln aber nun seit 2016/17 viele der 500 Millionen Europäer an dieser so erfolgreichen Union, weil einige wenige Terroristen unschuldige Menschen umgebracht haben, und Flüchtlinge bei uns ihr Leben retten, und eine Zukunft haben wollen. Und auch bei uns trampeln einige Elefanten im europäischen Porzellanladen herum!
Kurz, wir erleben z. Zt. in den USA und auch in Europa eine handfeste Krise der liberalen Vision des zwanzigsten Jahrhunderts, das Modell einer freien Gesellschaft, mit freiem Handel und offenen Grenzen.
Das Modell hat lange hervorragend funktioniert, nun hat sich aber die Realität verändert, das Modell muß sich dem anpassen, oder es wird verschwinden!

Im Augenblick scheint die Politik in den westlichen Demokratien allerdings nicht in der Lage zu sein, den Menschen eine sinngebende Vision anzubieten. Aber die Menschheit braucht nun einmal Visionen, und die starke Arbeiterschaft, die jahrzehntelang das Bild der westlichen Staaten diesseits und jenseits des Atlantiks geprägt hat, ist weitgehend verschwunden, obwohl ein Trump so tut, als gäbe es sie wieder.
Heute prägen Begriffe wie „Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Algorithmus, Virtuell, Big Data“ unsere Welt, eine Welt eben ohne Arbeiter!
Unsere Welt verändert sich inzwischen in einem so hohen Tempo, daß sehr viele nicht mehr mitkommen, und niemand fragt diese Menschen, wo es denn ihrer Meinung nach hingehen soll. Die Möglichkeiten mitzubestimmen sind für viele ausgehebelt.

Die größte Veränderung der letzten ca. 20 Jahre war das Internet, wie und was damit geschieht entzieht sich jeglicher Kontrolle der Menschheit.
Betroffen ist die Privatsphäre, die Arbeitswelt ja sogar die Souveränität von Staaten.
Und die Politik hat hier fast keinen Einfluß, obwohl sie gerne so tut als hätte sie welchen!
Wir werden also zwangsläufig immer mehr Innovationen erleben, die unser zukünftiges Leben, unsere Beziehungen, unsere Arbeitsmöglichkeiten und letztendlich auch unsere Körper verändern werden.
Bisher hat niemand ein Rezept, am allerwenigsten die Populisten, wie wir damit umgehen wollen. Es geht einfach zu schnell!

Niemand weiß heute, wie die Welt 2050 aussehen wird, was den Kindern heute in den Schulen an Wissen mitgegeben werden sollte, damit sie die Zukunft meistern können.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Zukunft überschaubar, konnte man Entwicklungen oder Karrieren recht zuverlässig planen. Heute fehlen diese wichtigen Gewißheiten.

Und nun kommt Hararis „Homo Deus“ ins Spiel.
Zitat: Die Zukunft wird einen Menschen hervorbringen, der Fähigkeiten erlangt hat, die für uns jetzt unvorstellbar sind. Für den größten Teil unserer Geschichte erwartete der Mensch Lösungen von den Göttern, bei Krankheit, der Bauer wenn kein Regen fiel, usw…Zitat Ende.
Heute haben Wissenschaft und Fortschritt dafür gesorgt, daß es für die meisten Probleme aus der Vergangenheit Lösungen gibt.
Nun beginnt in Bio-Laboren die zuvor den Göttern vorbehaltene Erschaffung von Leben, was viele für eine Anmaßung, oder eben Gott spielen halten.
Harari glaubt, daß die wichtigsten Produkte des Einundzwanzigsten Jahrhunderts nicht mehr Autos, Textilien oder Nahrungsmittel sein werden, sondern künstliches Leben, Körper und künstliche Intelligenz.
Er geht davon aus, daß der Homo Sapiens nicht die letzte Stufe der Entwicklung sein wird, warum auch, denn die Evolution, nun auch die menschengemachte geht immer weiter.
DNA oder Gen Codes in Biolaboren umzuschreiben ist ein lösbares Problem, und die Folgen wären enorm wenn man bedenkt, daß uns heute vom Homo Erectus von vor zweihunderttausend Jahren nur eine winzige Wendung in der DNA trennen.
Unvorstellbar welche neuen Fähigkeiten entstehen könnten, und auch welch möglicher Schaden für die Zukunft der Menschheit!!

Weitergedacht bestünde die Möglichkeit der Kombination von organischem Leben mit nichtorganischen Geräten, wie bionischen Augen, Ohren oder Gliedmaßen.
Keine Science Fiktion, denn schon heute kann man mit der Kraft der Gedanken bionische Gliedmaßen bewegen, Computer bedienen.
Eine weitere Möglichkeit wäre, daß intelligente Software neuronale Netzwerke ersetzt, d. h. menschliches Bewußtsein könnte auf einen Computer geladen werden. Ob dies möglich sein wird, oder ob dies ethische Bedenken verhindern, ist nach wie vor eine offene Frage.

Was könnte dies für eine Gesellschaft in der Zukunft bedeuten?
Wird es nur einige wenige dieser „Übermenschen“ geben, und der große Rest verharrt auf der normalen menschlichen Entwicklung?
So wie das 19te Jahrhundert eine neue Klasse, nämlich die Arbeiterklasse hat entstehen lassen, könnte im 21ten Jahrhundert und die fortschreitende Digitalisierung eine neue Klasse, nämlich den „Homo Deus“ entstehen lassen.
So waren es fast immer Entwicklungen für das Militär, die denen in der Gesellschaft oder auch der Industrie häufig um Jahrzehnte voraus waren.
Kriege werden schon heute nicht mehr unbedingt von Armeen mit vielen Soldaten, sondern von Elektronikspezialisten und einigen wenigen Hightech-Kämpfern mit der Unterstützung von Drohnen und Cyber-Computerwürmern geführt und auch entschieden.
Ganze Industrien und Dienstleistungen werden in der Zukunft von Robotern und Automaten erledigt werden, und es wird rasend schnell gehen.

Lt. Harari könnte dadurch eine weitere neue Klasse entstehen, nämlich die „Klasse der Nutzlosen“, deren Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wird. Konzepte, wie die Gesellschaften darauf reagieren, bzw. wie sie damit umgehen sollten, bisher Fehlanzeige.

Eine Möglichkeit wäre das in einigen Ländern diskutierte „Universelle Grundeinkommen“ für alle. Dabei entsteht allerdings ein grundsätzliches Problem, denn für den Empfänger bietet das Grundeinkommen keinen Sinngehalt, bzw. keinen Daseinszweck, denn Arbeit sichert bisher nicht nur unseren Lebensunterhalt, sondern wir ziehen auch Lebenssinn aus unserer Tätigkeit.
Also muß etwas anderes her, was in der Lage ist, dieses Vakuum zu füllen, eine Art Ersatzbeschäftigung, die diesen Menschen Zufriedenheit, Lebensinhalt und Erfüllung bieten kann.
Harari ist sich sicher, daß der Entwicklungssprung den die Menschheit in den nächsten hundert Jahren durchlaufen wird, alles in dem langen Zeitraum vorher in den Schatten stellen wird.
In seinen Augen wird die Menschheit in diesem Jahrhundert Schritt für Schritt mit ihren eigen Erfindungen im Bereich der Digitalisierung verschmelzen, mit den Computern, mit dem Internet und den weltweiten Datenströmen.

Viele Menschen empfinden ja heute schon ihr Smartphone als einen Teil ihrer selbst, können sich ein Leben ohne nicht vorstellen, verbringen viel Zeit damit, ihre Persönlichkeit in den sozialen Netzwerken zu gestalten, und in naher Zukunft werden diese Optimierungen so weit gehen, das es keinen Sinn mehr macht, diese Art Menschen weiter als „Homo Sapiens“ zu bezeichnen.

In der Geschichte der Menschheit haben schon immer die unterschiedlichsten Arten nebeneinander her gelebt wie, Homo Erectus, Neandertaler und in der Jetztzeit der Homo Sapiens, um nur unvollständig einige zu nennen. Übriggeblieben sind in der Evolution der heutige Mensch, und wäre es nicht auch eine Anmaßung zu glauben, daß ausgerechnet wir nun das Ende dieser Entwicklung sein könnten??
Letzte Änderung: 4 Jahre 1 Woche her von Walter Gollhardt.
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