Die Toleranz

Die Toleranz

Das kleine Wörtchen „tolerant
" steht wie allgemein bekannt
unter,, T" seit langem schon
im Duden und im Lexikon.

Obwohl, so sollte man doch meinen
, dort Begriffe nur erscheinen,
die real auch existieren,
denn nur die kann man kapieren

. Noch nie hat es seit Menschen leben
jemals Toleranz gegeben.
Das Wort wird ständig strapaziert,
doch niemals wurd' es praktiziert.

Nach alten Überlieferungen
ist es der Phantasie entsprungen.
Geboren aus dem Wunschgedanken
, dass die Menschen sich nicht zanken
, wurd' es in die Welt gesetzt
und existiert als Wunsch noch jetzt.

Die Toleranz, das ist bekannt
erfordert Einsicht und Verstand
und außerdem die Fähigkeit
zur Nachsicht und zur Duldsamkeit.

Auch Rücksicht und Verträglichkeit
die Basis der Gemeinsamkeit
gehören wie die Nächstenliebe
mit in das Gesamtgeflige.

Ein Anspruch an die Geisteshaltung
der selbst bei äußerster Entfaltung
von gutem Willen und dergleichen
nie und nimmer zu erreichen.

Trotzdem bildet sich ein jeder ein
ach so tolerant zu sein.
Toleranz, wie die Erfahrung zeigt,
beruht auf Gegenseitigkeit.

Doch sind es grad die Gegenseiten,
die sich besonders heftig streiten,
und Streit vergrößert die Distanz,
ist weit entfernt von Toleranz.


Da sind zum Beispiel die Parteien,
die in Zwietracht nur gedeihen,
die den Streit zum Kult erheben,
nur nach Macht und Einfluss streben,
die unter Geltungsblähung leiden,
den andren die Erfolge neiden,
statt des Volkes Wohl zu mehren
sich nur um ihr eignes scheren.

Sie gehen rigoros zu Werke.
Sanftmut ist nicht ihre Stärke
und so-fährt die Politik
oft ganze Völker in den Krieg.

Das beweisen Kriegsberichte
aus Gegenwart und Frühgeschichte.
Doch anerkannt die meisten Kriege
beruh 'n auf Glaubensunterschiede.

Stets sind es die Religionen,
die Nächstenliebe zwar betonen,
jedoch in ihrem Machtbestreben
dem Kriegsgerät den Segen geben.

Die Toleranz als Eigenschaft
tritt automatisch außer Kraft
sobald der Kleine ungeniert
des Großen Anspruch ignoriert.

Doch eines sei hier festgestellt,
nicht nur die Großen dieser Welt,
die gern soziale Flaggen hissen,
lassen Toleranz vermissen.

Auch im kleinen, im privaten
gibt es diese Kandidaten,
die in allen Diskussionen
ihre Toleranz betonen,
indem sie stets mit viel Verständnis
bereit zu jedem Zugeständnis
vermeintlich sachlich diskutieren,
nie die Contenance verlieren,
die selbst den dümmsten Argumenten
diplomatisch Beifall spenden.
Sie sprechen stets beherrscht und leise,
scheinen tolerant und weise
und haben auch zu jeder Zeit
Beispiele daflir bereit.