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Die Zeit
- Walter Gollhardt
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12 Jahre 9 Monate her - 4 Jahre 7 Monate her #1
von Walter Gollhardt
Die Zeit wurde erstellt von Walter Gollhardt
Was ist Zeit??
Ich habe mich schon oft mit der Zeit beschäftigt, dies war schon so, als ich noch ein kleiner Junge war. Offensichtlich fasziniert dieses Thema nicht nur mich sondern auch andere, spielt doch z. B. in „Peter Pan“ ein Krokodil eine Rolle, das einen Wecker verschluckt hat, und infolgedessen ständig tickt.
Die Zeit faszinierte mich deshalb schon immer, weil sie sich nicht beherrschen lässt. Nie vergeht sie so, wie man will. In Kindertagen beim Spielen verging sie immer viel zu schnell, und bis Weihnachten oder bis zum Geburtstag viel zu langsam. In der Schule wollte man mir weismachen, Zeit sei eine exakt messbare Komponente unseres Universums, doch die Wirklichkeit war und ist eine andere. Nichts im Leben ist so relativ wie die Zeit.
Für ein normales Leben spielen Nanosekunden oder Lichtjahre keine Rolle, es geht allein um die „Gefühlte Zeit“, 20 Minuten im Wartezimmer beim Zahnarzt sind bei Zahnschmerzen in gefühlter Zeit mindestens zwei Stunden.
Das eine Minute nicht immer aus 60 Sekunden besteht, weiß jeder, der schon einmal die Ansage von Frau oder Freundin gehört hat: „ Ich komme in einer Minute. Ich ziehe mir eben nur schell etwas anderes an!“ In dieser „Minute“ kann (M)an(n) dann bequem noch etliches erledigen!
Wie schwer es uns fällt, die Zeit zu bestimmen, zeigt sich bei Wörtern wie „sofort, gleich, oder später.“
Am interessantesten sind aber die Worterfindungen am Arbeitsplatz. „Das erledige ich sofort“ bedeutet dort so viel wie: „Im Anschluss an meine Frühstücks- bzw. Kaffeepause“, während „das erledige ich gleich“ soviel wie „nachher, am späteren Nachmittag“, wenn alles Übrige erledigt ist, heißt. Die Aussage, „das erledige ich später“ stellt hingegen klar, dass mit der Erledigung keinesfalls mehr am selben Tag zu rechnen ist.
Es soll auf dieser Erde Sprachen geben, in denen es angeblich kein Wort für die Zeit gibt. Im Deutschen gibt es hingegen sehr viele Wörter mit dem Begriff Zeit, mir fallen da Zeitalter, Zeitbombe, Zeitdruck, Zeitreise und nicht zu vergessen „Zeitfenster“ ein. Dieser Begriff ist im „Neudeutschen“ nicht mehr wegzudenken. Früher betrat man einen Zeitraum, heute öffnet man ein Zeitfenster. Die Begriffe und Moden wandeln sich eben – das ist der Lauf der Zeit!
Unsere Politiker und Wirtschaftsbosse lieben das Wort „Zeitnah“, weil es gebildet klingt, was für ein Schwachsinn, ist diese Wortschöpfung in Wahrheit genauso unpräzise wie „bald“ oder „demnächst“. Noch im vergangenen 20. Jhdt. führte der Begriff „zeitnah“ ein eher unscheinbares Dasein bei Wirtschafts- oder Bankfachleuten. Doch ca. 2001 bemächtigten sich Politiker dieses Begriffs. Das geflügelte Wort: „Die Entscheidung wird zeitnah erfolgen“, war dann in aller Politikermunde!!
Auch die Medien waren natürlich sofort mit von der Partie, denn für derart unpräzise Begriffe, haben und hatten die Herren Medienvertreter schon von jeher eine besondere Schwäche. Ist doch die Definition von „zeitnah“ sehr dehnbar und reicht von „jüngst“ bist „bald“.
Besonders in der Presse wird der Begriff „Zeitnah“ gern statt „Aktuell“ verwendet. Spricht man dort dann doch von „Zeitnahen Themen“ oder „Zeitnaher Literatur“. Zum Verständnis, damit sind nicht die Themen und Bücher der nahen Zukunft gemeint, sondern die der Gegenwart.
Vielleicht erklären ja Politiker ihren ungeduldig wartenden Kindern, Weihnachten sei „zeitnah“, oder!?
Ein weiterhin beliebtes Wort, das dann auch immer wieder zu Missverständnissen führt ist der Begriff „zunächst“.
Wie oft liest man in der Zeitung: „Über die Brandursache war zunächst nichts bekannt“, oder „Vom Täter fehlte zunächst jede Spur“. Der Satz könnte ja auch heißen: „Vom Täter fehlte zunächst jede Spur, nach intensiver Suche fand ihn die Polizei im Nebenzimmer.“ Verschleiert wird mit dem Wort „Zunächst“ also die Tatsache, dass man eigentlich nicht so genau Bescheid weiß, in unserer schnelllebigen Zeit z. B. für einen Journalisten absolut tödlich. Wenn man nämlich schreiben will, dass etwas noch nicht bekannt ist, dann sind die Worte „bislang“ oder „bisher“ die richtige Wahl, z. B.: „Über die Ursache ist bislang nichts bekannt“.
So haben Sprache und Zeit eines gemein: Sie sind schwer zu begreifen, geben uns immer wieder Rätsel auf, und wer sich mit ihnen beschäftigt, sollte dies respektvoll, konzentriert und immer in dem Wissen tun, dass sich uns Menschen immer nur ganz kleine Teilbereiche erschließen werden, unsere Möglichkeiten Zeit messen oder einteilen zu wollen, sehr eng begrenzt sind, die Sprache aber etwas sehr Schönes, aber auch ein sehr pfleglich zu behandelndes Ding ist. Die Erkenntnis, dass für uns diese beiden Dinge niemals vollkommen zugänglich sein werden, ist für mich für die Zukunft der Menschheit ganz entscheidend.
Solange die Zeit relativ, also für jeden „anders“ vergeht, und jeder mit Zeit subjektiv etwas anderes meint, und es auch Sprachen und Kulturen ohne einen Begriff für Zeit gibt, haben die Menschen auf dieser Erde eine Zukunft!!
Ich habe mich schon oft mit der Zeit beschäftigt, dies war schon so, als ich noch ein kleiner Junge war. Offensichtlich fasziniert dieses Thema nicht nur mich sondern auch andere, spielt doch z. B. in „Peter Pan“ ein Krokodil eine Rolle, das einen Wecker verschluckt hat, und infolgedessen ständig tickt.
Die Zeit faszinierte mich deshalb schon immer, weil sie sich nicht beherrschen lässt. Nie vergeht sie so, wie man will. In Kindertagen beim Spielen verging sie immer viel zu schnell, und bis Weihnachten oder bis zum Geburtstag viel zu langsam. In der Schule wollte man mir weismachen, Zeit sei eine exakt messbare Komponente unseres Universums, doch die Wirklichkeit war und ist eine andere. Nichts im Leben ist so relativ wie die Zeit.
Für ein normales Leben spielen Nanosekunden oder Lichtjahre keine Rolle, es geht allein um die „Gefühlte Zeit“, 20 Minuten im Wartezimmer beim Zahnarzt sind bei Zahnschmerzen in gefühlter Zeit mindestens zwei Stunden.
Das eine Minute nicht immer aus 60 Sekunden besteht, weiß jeder, der schon einmal die Ansage von Frau oder Freundin gehört hat: „ Ich komme in einer Minute. Ich ziehe mir eben nur schell etwas anderes an!“ In dieser „Minute“ kann (M)an(n) dann bequem noch etliches erledigen!
Wie schwer es uns fällt, die Zeit zu bestimmen, zeigt sich bei Wörtern wie „sofort, gleich, oder später.“
Am interessantesten sind aber die Worterfindungen am Arbeitsplatz. „Das erledige ich sofort“ bedeutet dort so viel wie: „Im Anschluss an meine Frühstücks- bzw. Kaffeepause“, während „das erledige ich gleich“ soviel wie „nachher, am späteren Nachmittag“, wenn alles Übrige erledigt ist, heißt. Die Aussage, „das erledige ich später“ stellt hingegen klar, dass mit der Erledigung keinesfalls mehr am selben Tag zu rechnen ist.
Es soll auf dieser Erde Sprachen geben, in denen es angeblich kein Wort für die Zeit gibt. Im Deutschen gibt es hingegen sehr viele Wörter mit dem Begriff Zeit, mir fallen da Zeitalter, Zeitbombe, Zeitdruck, Zeitreise und nicht zu vergessen „Zeitfenster“ ein. Dieser Begriff ist im „Neudeutschen“ nicht mehr wegzudenken. Früher betrat man einen Zeitraum, heute öffnet man ein Zeitfenster. Die Begriffe und Moden wandeln sich eben – das ist der Lauf der Zeit!
Unsere Politiker und Wirtschaftsbosse lieben das Wort „Zeitnah“, weil es gebildet klingt, was für ein Schwachsinn, ist diese Wortschöpfung in Wahrheit genauso unpräzise wie „bald“ oder „demnächst“. Noch im vergangenen 20. Jhdt. führte der Begriff „zeitnah“ ein eher unscheinbares Dasein bei Wirtschafts- oder Bankfachleuten. Doch ca. 2001 bemächtigten sich Politiker dieses Begriffs. Das geflügelte Wort: „Die Entscheidung wird zeitnah erfolgen“, war dann in aller Politikermunde!!
Auch die Medien waren natürlich sofort mit von der Partie, denn für derart unpräzise Begriffe, haben und hatten die Herren Medienvertreter schon von jeher eine besondere Schwäche. Ist doch die Definition von „zeitnah“ sehr dehnbar und reicht von „jüngst“ bist „bald“.
Besonders in der Presse wird der Begriff „Zeitnah“ gern statt „Aktuell“ verwendet. Spricht man dort dann doch von „Zeitnahen Themen“ oder „Zeitnaher Literatur“. Zum Verständnis, damit sind nicht die Themen und Bücher der nahen Zukunft gemeint, sondern die der Gegenwart.
Vielleicht erklären ja Politiker ihren ungeduldig wartenden Kindern, Weihnachten sei „zeitnah“, oder!?
Ein weiterhin beliebtes Wort, das dann auch immer wieder zu Missverständnissen führt ist der Begriff „zunächst“.
Wie oft liest man in der Zeitung: „Über die Brandursache war zunächst nichts bekannt“, oder „Vom Täter fehlte zunächst jede Spur“. Der Satz könnte ja auch heißen: „Vom Täter fehlte zunächst jede Spur, nach intensiver Suche fand ihn die Polizei im Nebenzimmer.“ Verschleiert wird mit dem Wort „Zunächst“ also die Tatsache, dass man eigentlich nicht so genau Bescheid weiß, in unserer schnelllebigen Zeit z. B. für einen Journalisten absolut tödlich. Wenn man nämlich schreiben will, dass etwas noch nicht bekannt ist, dann sind die Worte „bislang“ oder „bisher“ die richtige Wahl, z. B.: „Über die Ursache ist bislang nichts bekannt“.
So haben Sprache und Zeit eines gemein: Sie sind schwer zu begreifen, geben uns immer wieder Rätsel auf, und wer sich mit ihnen beschäftigt, sollte dies respektvoll, konzentriert und immer in dem Wissen tun, dass sich uns Menschen immer nur ganz kleine Teilbereiche erschließen werden, unsere Möglichkeiten Zeit messen oder einteilen zu wollen, sehr eng begrenzt sind, die Sprache aber etwas sehr Schönes, aber auch ein sehr pfleglich zu behandelndes Ding ist. Die Erkenntnis, dass für uns diese beiden Dinge niemals vollkommen zugänglich sein werden, ist für mich für die Zukunft der Menschheit ganz entscheidend.
Solange die Zeit relativ, also für jeden „anders“ vergeht, und jeder mit Zeit subjektiv etwas anderes meint, und es auch Sprachen und Kulturen ohne einen Begriff für Zeit gibt, haben die Menschen auf dieser Erde eine Zukunft!!
Letzte Änderung: 4 Jahre 7 Monate her von Walter Gollhardt.
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