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Kleinmädchenträume?
- Hans Kauert
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2 Jahre 3 Monate her #1
von Hans Kauert
Hans Kauert antwortete auf Kleinmädchenträume?
Eigentlich schade, dass viele solcher Projekte schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind, weil sie falsch, oder mit falschen Vorstellungen gestartet sind.
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- Gerti Köhler
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2 Jahre 3 Monate her - 2 Jahre 3 Monate her #2
von Gerti Köhler
Fünf Jahre ist es schon her – eigentlich gar nicht zu glauben – da habe ich mein Leben noch einmal komplett neu strukturiert. Habe mich vom Heimatdorf verabschiedet, habe das Elternhaus in die Hände des Neffen gegeben, damit es noch viel älter als 500 Jahre werden kann und bin vom Dorf in die „Stadt“ gezogen. Ein Wohnprojekt, welches laut Vermieter, ein „Vorzeige-Objekt“ werden sollte. Die Wohnung – ein Traum – ich bin nach der ersten Nacht morgens aufgewacht zwischen Kisten und noch nicht platzierten Möbeln und dachte „Ja, angekommen“.
Heute noch nicht so wirklich für mich nachvollziehbar, dass ich noch nicht 1 Sekunde mein „altes Leben“ vermisst habe. Busanbindung perfekt, Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, einen sehr guten Arzt gefunden, nette Nachbarn im Haus, viele Besonderheiten auch in der Wohnanlage: Concierge-Büro, Hausmeister, Aufzug …
Ich dachte, ich hätte das große Los gezogen. Die ersten zwei Jahre gab es auch Versuche, eine „Gemeinschaft“ zu finden. Zwei Nachbarinnen und ich haben ein „Mietercafé“ ins Leben gerufen. Alle paar Wochen trafen wir uns in einem Raum, der zur Verfügung gestellt war, brachten Kuchen und Getränke mit, plauderten nett, hatten Spaß, bastelten auch ein bisschen zu besonderen Feiertagen, haben auch Geburtstage gemeinsam gefeiert in diesem Raum. Es ließ sich alles sehr freundlich und als „Miteinander“ an.
Es kamen Gespräche auf, „Themennachmittage“ zu veranstalten. Immerhin lebten hier viele unterschiedliche Kulturen zusammen. Wir hätten uns einen großen Baum im Innenhof gewünscht, mit einer Bank drumherum, an dem man sich auf einen Plausch trifft, evtl. mal ein „Innenhof-Fest“, an dem jeder aus seiner Kultur etwas beiträgt an Kuchen oder Sonstigem. Unser Traum war ein liebevolles und respektvolles MITEINANDER – Jung und Alt, schwarz oder weiß, egal welcher Konfession.
Und dann kam alles ganz anders. Die Fronten verhärteten sich immer mehr, die Klagen beim Vermieter nahmen zu, da alles vermüllte und verdreckte, sich keiner verantwortlich fühlte für den eigenen Dreck, Fremdeigentum zerstört wurde, die Lärmbelästigung extrem wurde, keine Ruhezeiten eingehalten wurden, man noch nicht mal mehr zu normalen Zeiten auf der Loggia sitzen konnte, da man sich in normaler Lautstärke nicht unterhalten konnte. Es spitzte sich immer mehr zu, die Bewohner bedrohten sich – nicht nur verbal.
Motivationsgespräche, die gesucht und auch geführt wurden, verliefen im Nichts. Man beleidigte, beschimpfte sich, die Polizei hatte sehr oft Einsatz in unserem Wohngebiet.
WAS IST PASSIERT? Es ist mir bis heute ein Rätsel. Meine Rolle als „Vermittler“ war nicht von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil, so kam ich auch in die „Schusslinie“. Es ist so unendlich traurig, wie die Menschheit VERROHT – wie dieses „Ich-Ich-Ich-Denken“ überhandnimmt, es kaum noch soziales Miteinander gibt.
Für mich war es eine negative Offenbarung. Ich war ja bis zu meinem 60sten Lebensjahr noch nie vorher zur Miete gewohnt. Ich kannte all diese Probleme gar nicht. Ich fühle mich oft wie ein Fossil, da Werte wie Wertschätzung, Achtung, Respekt für mich selbstverständlich sind. Egal, wem ich gegenüber trete.
Ich habe in einer Nachbarin eine sehr, sehr liebe und innige Freundin gefunden. Wir haben auch nicht aufgehört, um unseren „Kleinmädchentraum“ zu kämpfen. Aber man wird mürbe und müde.
Kleinmädchenträume? wurde erstellt von Gerti Köhler
Fünf Jahre ist es schon her – eigentlich gar nicht zu glauben – da habe ich mein Leben noch einmal komplett neu strukturiert. Habe mich vom Heimatdorf verabschiedet, habe das Elternhaus in die Hände des Neffen gegeben, damit es noch viel älter als 500 Jahre werden kann und bin vom Dorf in die „Stadt“ gezogen. Ein Wohnprojekt, welches laut Vermieter, ein „Vorzeige-Objekt“ werden sollte. Die Wohnung – ein Traum – ich bin nach der ersten Nacht morgens aufgewacht zwischen Kisten und noch nicht platzierten Möbeln und dachte „Ja, angekommen“.
Heute noch nicht so wirklich für mich nachvollziehbar, dass ich noch nicht 1 Sekunde mein „altes Leben“ vermisst habe. Busanbindung perfekt, Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, einen sehr guten Arzt gefunden, nette Nachbarn im Haus, viele Besonderheiten auch in der Wohnanlage: Concierge-Büro, Hausmeister, Aufzug …
Ich dachte, ich hätte das große Los gezogen. Die ersten zwei Jahre gab es auch Versuche, eine „Gemeinschaft“ zu finden. Zwei Nachbarinnen und ich haben ein „Mietercafé“ ins Leben gerufen. Alle paar Wochen trafen wir uns in einem Raum, der zur Verfügung gestellt war, brachten Kuchen und Getränke mit, plauderten nett, hatten Spaß, bastelten auch ein bisschen zu besonderen Feiertagen, haben auch Geburtstage gemeinsam gefeiert in diesem Raum. Es ließ sich alles sehr freundlich und als „Miteinander“ an.
Es kamen Gespräche auf, „Themennachmittage“ zu veranstalten. Immerhin lebten hier viele unterschiedliche Kulturen zusammen. Wir hätten uns einen großen Baum im Innenhof gewünscht, mit einer Bank drumherum, an dem man sich auf einen Plausch trifft, evtl. mal ein „Innenhof-Fest“, an dem jeder aus seiner Kultur etwas beiträgt an Kuchen oder Sonstigem. Unser Traum war ein liebevolles und respektvolles MITEINANDER – Jung und Alt, schwarz oder weiß, egal welcher Konfession.
Und dann kam alles ganz anders. Die Fronten verhärteten sich immer mehr, die Klagen beim Vermieter nahmen zu, da alles vermüllte und verdreckte, sich keiner verantwortlich fühlte für den eigenen Dreck, Fremdeigentum zerstört wurde, die Lärmbelästigung extrem wurde, keine Ruhezeiten eingehalten wurden, man noch nicht mal mehr zu normalen Zeiten auf der Loggia sitzen konnte, da man sich in normaler Lautstärke nicht unterhalten konnte. Es spitzte sich immer mehr zu, die Bewohner bedrohten sich – nicht nur verbal.
Motivationsgespräche, die gesucht und auch geführt wurden, verliefen im Nichts. Man beleidigte, beschimpfte sich, die Polizei hatte sehr oft Einsatz in unserem Wohngebiet.
WAS IST PASSIERT? Es ist mir bis heute ein Rätsel. Meine Rolle als „Vermittler“ war nicht von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil, so kam ich auch in die „Schusslinie“. Es ist so unendlich traurig, wie die Menschheit VERROHT – wie dieses „Ich-Ich-Ich-Denken“ überhandnimmt, es kaum noch soziales Miteinander gibt.
Für mich war es eine negative Offenbarung. Ich war ja bis zu meinem 60sten Lebensjahr noch nie vorher zur Miete gewohnt. Ich kannte all diese Probleme gar nicht. Ich fühle mich oft wie ein Fossil, da Werte wie Wertschätzung, Achtung, Respekt für mich selbstverständlich sind. Egal, wem ich gegenüber trete.
Ich habe in einer Nachbarin eine sehr, sehr liebe und innige Freundin gefunden. Wir haben auch nicht aufgehört, um unseren „Kleinmädchentraum“ zu kämpfen. Aber man wird mürbe und müde.
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Letzte Änderung: 2 Jahre 3 Monate her von Gerti Köhler.
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