Ausblick

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1 Jahr 8 Monate her - 1 Jahr 8 Monate her #1 von Walter Gollhardt
Ausblick wurde erstellt von Walter Gollhardt
2022 wird, und das kann man jetzt mit Sicherheit sagen, ein Jahr, in dem Gewißheiten zur Makulatur geworden sind.

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen:

Daß der Glaube, (West)Europa hätte die Geißel des Krieges hinter sich, ist seit dem Angriffskrieg Rußlands auf die Ukraine Geschichte. Auch im Pulverfaß (West)Balkan, Kriegsgebiet in den 90iger Jahren, brodelt es wieder. Die EU und eben auch die NATO sind schon lange Kriegspartei, obwohl die Politik betont, daß es nicht so ist. Was sind denn Waffenlieferungen aller Art und die Ausbildung von Soldaten, sog. Friedensmissionen anderes als Parteinahmen??

Trockenheit und Rekordhitze bis hinauf in die Arktis zeigen uns, daß die Warnungen der Wissenschaft seit Jahrzehnten, daß sich das Klima zu unseren Ungunsten wandelt eine gegebene Tatsache ist, und wir zum Teil dafür verantwortlich sind.
Die Folgen der kaum noch aufzuhaltenden Erderwärmung führen vermehrt zu Unwettern, Flutkatastrophen, gigantischen Stürmen, und steigenden Meeresspiegeln.
Die meisten Gletscher werden bis Ende des Jahrhunderts verschwunden sein. So werden tiefliegende Küstenregionen in der näheren Zukunft nicht mehr zu halten sein. Sind dann die Polkappen mit dem Abschmelzen dran, genügt ein Blick in die Erdgeschichte, um sich vorzustellen, daß sich das Gesicht unserer Erde in einem kaum vorstellbaren Maß verändern wird. Der menschliche Glaube, überall siedeln zu können, ist damit obsolet.
Daß große Flüsse inzwischen austrocknen kann man in den USA am Colorado, und vor unserer Haustür am Po in Norditalien beobachten. Landwirtschaft, wie wir sie kennen, wird in der Form nicht mehr mögliche sein, und sich an Wasserknappheit anpassen müssen.

Nach wie vor wird wie überall Trinkwasser verschwendet, es versickert aus maroden Leitungssystemen, gigantische Wassermengen werden in der Landwirtschaft durch Beregnungsanlagen verschwendet. Dabei gibt es die Tröpfchen-Bewässerung, die man auch wassersparend in Trockengebieten anwenden kann. Die Israelis führen uns das in der Wüste Negev erfolgreich vor. Unsere Industrie verschwendet Trinkwasser zur Kühlung ihre Prozesse, und nach wie vor leiten Entwässerungskanäle das kostbare Naß in die Flüsse und dann ins Meer, denn wir nutzen nur ca. 15 Prozent dieser unverzichtbaren Recource.

Die steigenden Preise für alle Energieformen sprengen inzwischen unsere Vorstellungskraft. Betroffen davon ist nicht nur der ärmere Teil, sondern inzwischen auch die Mittelschicht der Gesellschaft, die unsere Gesellschaftsform nach wie vor trägt und prägt. Verunsicherung allenthalben ist die Folge, ebenso eine Stärkung der radikalen Randkräfte rechts und links ist die Folge. Aber steigende Preise sind nun mal fast die einzige Möglichkeit, der grassierenden Verschwendung der endlichen Recourcen dieser Erde in den reichen Ländern ein Ende zu setzen. Deshalb sind staatliche Subventionen wie immer der falsche Weg, denn sie tragen zur Zementierung der bestehenden Verhältnisse bei.

Bald werden sich zehn Milliarden Menschen auf der Erde drängen, und zwar vorwiegend in Gebieten, wo die Lebensbedingungen günstig sind. Wanderbewegungen aus Gebieten, in denen die Lebensverhältnisse schlechter sind, werden die Folgte sein, die möglicherweise militärisch gelöst werden.
Bei einer gerechten Verteilung der Recourcen wäre es möglich, alle Menschen zu versorgen. Dies würde allerdings bedeuten, daß wir unseren immensen Reichtum teilen müßten. Und ob dies gelingen wird, kann man bezweifeln. Egoismus, Überlegenheitsgefühle und Vorurteile gegenüber anderen Menschen, deren Sitten und Gebräuche sind da kaum zu überwindende Hindernisse.

Steigende Preise für Lebensmittel und die übrigen Dinge des Lebens kann man jeden Tag bei einem Einkauf hautnah erleben. Die steigende Inflationsrate, abgerissene Lieferketten, stark steigende Transportkosten, fehlenden Arbeitskräfte, und damit sind nicht nur Fachleute und Häuptlinge gemeint, sondern auch Indianer, die die Arbeit machen, und natürlich gibt es auch Geschäftemacher, die solch eine Situation immer ausnutzen, um sich die sprichwörtliche „Goldene Nase“ zu verdienen, sorgen dafür, daß sich immer mehr Menschen an das Existenzminimum annähern. Und hier beginnt das Dilemma der Politik.
Inwieweit ist hier staatliches Handeln zur Unterstützung angebracht und auch finanzierbar, denn das geht nur über Schulden, die irgendjemand irgendwann einmal bezahlen muß, und erreicht man auch die „Richtigen“? Die Gießkanne ist auf jeden Fall das verkehrte Instrument, und die Theorie schlägt hier die Praxis um Längen.

Alles in allem keine guten Aussichten, und die im Rückblick goldenen Jahre seit 1989 werden nicht wieder kommen. Also nach vorne schauen, sprichwörtlich die Ärmel aufkrempeln, anpacken, Ideen und menschlichen Erfindungsgeist bündeln und zielgerichtet koordinieren. Dann werden wir diese große Krise der Menschheit überwinden können, aber nur dann.
Dazu kann es sein, daß eben alles noch schlimmer und bedrohlicher werden muß, um die Menscheit insgesamt dazu zu bewegen, bisher undenkbares zu denken, und in Handeln umzumünzen.








Letzte Änderung: 1 Jahr 8 Monate her von Walter Gollhardt.
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