Mit dem Miet-Hausboot auf dem Lot

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9 Jahre 3 Monate her - 9 Jahre 3 Monate her #1 von Bernd Offizier
Bernd Offizier antwortete auf Mit dem Miet-Hausbot auf dem Lot
Liebe Sonnhild, lieber Walter,
Ihr habt ja wieder eine große und sehr interessante Tour gemacht. Die präzise Beschreibung ist für Interessenten bestimmt eine sehr große Hilfe.

Interessant auch, mit Zuhilfenahme von Kartenmaterial und Internet kann man die Tour nachverfolgen.

Michèle Mazagol, unsere neue Autorin, selbst Französin, wusste nicht, dass man mit dem Hausboot den Lot befahren kann.
Sie hat Euern Artikel „verschlungen“ und wäre zu gern dabei gewesen.

Bilder und weitere Infos habe ich unter dem Link gefunden.
www.lot-navigation.com/de/unser-hafen/praktische-infos.html
Herzliche Grüße
Bernd
Letzte Änderung: 9 Jahre 3 Monate her von Bernd Offizier.
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9 Jahre 3 Monate her - 4 Jahre 3 Tage her #2 von Walter Gollhardt
Mit dem Miet-Hausboot auf dem Lot wurde erstellt von Walter Gollhardt
Eine Tour mit dem Hausboot auf dem Lot


Nachdem diese Tour vor zwei Jahren schon einmal wegen des Hochwasser führenden Flusses abgesagt werden musste, sollte es nun in diesem Jahr endlich klappen.
Die Strecke auf dem Lot verläuft auf dem schiffbaren und naturbelassenen Teil des Flusses, und da kann es entgegen unseren sonstigen Reisen auf einem Kanal oder See schon einmal Hoch- bzw. Niedrigwasser geben.
In diesem Jahr 2014 schien Petrus aber nichts gegen unsere Reise zu haben.
Startpunkt war für uns die Basis von „Crown Blue Line, Leboat“ in Douelle. Ein Transfer unseres Autos war dieses Mal nicht nötig, da wir nach einer Woche wieder an der Basis sein werden.
Wir werden dann durch das Flusstal erst einmal langsam Richtung Cahors bis zum Wendepunkt bei Cregols fahren.
Da wir die knapp 1.200 Kilometer von unserem Treffpunkt bis Douelle in zwei Etappen zurücklegen wollen, werden wir in Dijon ca. auf der Hälfte der Distanz übernachten.
Wir haben uns ein kleines Hotel am Place Wilson mit Garage in der Nähe der hübschen Altstadt mit Gourmetrestaurant direkt daneben ausgesucht. So können wir das meiste Gepäck im Auto lassen, und abends nach dem Essen noch ein wenig zu Fuß durch die hübsche Altstadt bummeln, und es hat sich dann auch gelohnt, denn das Wetter spielte mit.
Nach einem typisch französischen Frühstück mit viel frischem Kaffee und mitgebrachten noch warmen und knusprigen Croissants aus der nahen Boulangerie fahren wir bei wenig Autoverkehr und strahlendem Sonnenschein am frühen Morgen aus der Stadt heraus weiter Richtung Douelle.
In diesem Jahr sind wir, nachdem ein Teilnehmer kurzfristig absagen musste, nur zu Dritt unterwegs, so haben wir auf dem Boot reichlich Platz, und jeder kann sich über eine eigene Kabine mit Dusche und Toilette freuen.
Ich freue mich ganz besonders auf den fast schwarzen Cahorswein, den man allerdings nicht jung trinken sollte, denn dann ist er ein rauer Bursche. Er benötigt schon einige Jahre Nachreife in der Flasche, und eine sechs- bis achtstündige gute Belüftung vor dem Trinken, und er kann bei entsprechender Lagerung bis zu 25 Jahre alt werden. Lange vor den heutigen Spitzenweinen aus Burgund oder dem Medoc war der schwarze Wein aus Cahors der berühmteste französische Rotwein.
Und, nicht zu vergessen, diese Gegend ist das gastronomische und kulinarische Zentrum Frankreichs, das Land der schwarzen und der weißen Trüffel und des Foie gras, über dessen Herstellungsart sich militante Tierschützer mächtig ereifern, und eben auch der Weine und der Früchte. Hier sind im Frühjahr besonders die Erdbeeren zu erwähnen, deren reife Früchte hier fast schwarz sind.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Douelle an der Basis von Crown Blue Line, (Leboat), an.
Unser Boot liegt schon für uns bereit, so sind die nötigen Formalitäten schnell erledigt, z. B. die Hinterlegung einer Kaution per Kreditkarte, usw… und da wir alte Hasen sind, geht die Übernahme des Bootes schnell vonstatten. Die ansonsten sehr intensive Einweisung ist in wenigen Minuten vorbei. Im Übrigen benötigt man für diesen Teil des Lots keinen Bootsführerschein, obwohl einer von uns seit Neuestem über so einen Führerschein verfügt!
Zu bewältigen sind auf unserer Strecke 28 Schleusen, die wir alle selber bedienen müssen. Deshalb sind drei Leute an Bord das absolute Minimum, einer am Steuer, einer an den Halteleinen, und einer kurbelt die Schleusentore auf und zu. Die Mechanik derselben könnte dabei ganz gut etwas Schmierung vertragen, denn das Kurbeln ist z. T. Schwerstarbeit.
Das Boot verfügt über zwei Bugstrahlruder, die das Manövrieren sehr erleichtern, und je einen Steuerstand unten und einen oben auf dem Sonnendeck. Schatten spendet dabei eine ausklappbare Markise.
Wir verstauen unsere Sachen an Bord, auch die unterwegs gekauften Lebensmittel für den ersten Tag, zusätzlich kommen dann noch drei auf der Basis gemietete Fahrräder in den an Bord angebrachten Ständer. Fahrräder sind sehr wichtig, einmal um zum Einkaufen zu fahren, und um etwas weiter entfernte Ziele gut erreichen zu können.
Wir wollen auf jeden Fall die Höhle Peche Merl bei Cabrerets besichtigen, und die können wir am besten mit dem Fahrrad erreichen! In der Hauptsaison sollte man sich dort vorher anmelden, da die Anzahl der Besucher pro Tag limitiert ist.
Das Tal des Lots wurde nachweislich schon in der Altsteinzeit besiedelt. In den vielen Höhlen und auch am Fluss hat man Spuren und Artefakte des Cro-Magnon-Menschen gefunden.
Der Fluss hat sich teilweise tief in die Felsen eingegraben, so dass sich immer wieder spektakuläre Ausblicke bieten. So gibt es viele in Felsspalten oder Überhänge hineingebaute Häuser, in denen es im Sommer angenehm kühl, aber im Winter eben auch nicht kalt ist. Gedeckt sind diese Häuser z. T. mit sog. „Lauzes“. Das sind zurechtgehauene dünne Steinplatten aus der Gegend, die ähnlich wie Schieferplatten überlappend das Dach decken. Durch ihr hohes Gewicht erfordern sie eine stabile Unterkonstruktion.
Wir starten bei bestem Wetter, und wir können unsere Fähigkeiten direkt an unserer ersten Schleuse erproben, und wir merken schnell, dass uns der vierte Mann dabei sehr nützlich gewesen wäre. In der teilweise doch starken Strömung muss man das Boot entsprechend steuern und gut festmachen!! Dass die Schleusen alle per Selbstbedienung zu passieren sind hat den Vorteil, dass sie nicht wie die mit Bedienung während der in Frankreich heiligen Siesta von zwölf Uhr für anderthalb Stunden geschlossen sind.
Wir haben viel Zeit, genießen dabei die sich nach jeder Biegung des Flusses eröffnenden Ausblicke, und wir legen häufig auch an schönen Stellen einfach am Ufer an. Da das Wetter schön ist, nutzen wir die Möglichkeit, von der Badeplattform des Bootes in das kühle Nass des Flusses zu tauchen.
Die Umgewöhnung bei den Bootsmanövern an die Strömung des Flusses fordert uns einiges ab, denn es ist eben doch alles anders als auf einem Kanal oder einem See.
An dafür geeigneten Stellen ist häufig je nach Lust und Laune einer von uns am Ufer auf dem Fahrrad vorausgefahren, einmal, um die Schleusentore entweder zu öffnen oder sie zu schließen. Zum anderen macht auch das Fahrradfahren am Flussufer einfach Spaß.
Zum Glück sind jetzt im Frühjahr wenige Boote unterwegs, so dass wir die meisten Schleusen passieren können, ohne uns lange anstellen zu müssen.
Auf unserem Weg Richtung Osten kommen wir an der imposanten, hoch über dem Fluss gelegenen Burg von Mercuès aus dem 7. Jahrhundert vorbei. Andere Bootsreisende hatten uns empfohlen, neben einer Schlossbesichtigung und dem Besichtigen des Weinkellers auch das dazugehörige Restaurant zu besuchen. Ein für Feinschmecker in der Tat lohnender Besuch. Schwer beladen mit etlichen Weinflaschen kehren wir zum Boot zurück.
Wir fahren dann weiter nach Cahors, einer historischen Stadt mit einem Meisterwerk aus dem Mittelalter, nämlich die Valentré Brücke aus dem 14. Jahrhundert mit ihren drei Türmen. Diese spektakuläre Brücke sieht man vom Fluss aus schon aus größerer Entfernung. Wir haben in ihrer Sichtweite am Ufer angelegt, und die herrlichen Ausblicke auf uns wirken lassen!
Am nächsten Tag sind wir dann früh aufgestanden, denn es war Markttag in Cahors. Der Markt findet um die Kirche St. Etienne statt. Ich habe in Frankreich bisher selten einen so schönen, bunten und vielfältigen Markt erlebt. Wir kosten die angebotenen Spezialitäten der Region: Cahors Weine, Käse, Gänseleberpastete, (Foie gras), mit und ohne die köstlichen Trüffel und natürlich frische Erdbeeren. Wir kaufen bei einem Bauern ein frisch gebratenes Huhn. Es ist zwar teuer, aber mit den bei uns angebotenen „Gummiadlern“ nicht zu vergleichen. Dazu gibt es dann frisch gebackenes und noch warmes Baguette.
Weiter geht dann unsere Reise entlang der Klippen von Bouzies, dort befindet sich auch der in die Felsen direkt am Flussufer gehauene Hohlweg. Er diente bereits in mehreren Filmen als willkommene Kulisse.
Angelegt haben wir dann unterhalb eines weiteren Hauptziels dieser Bootstour nämlich dem Örtchen St. Cirq Lapopie. Der Ort klebt praktisch hoch oben über dem Fluss an den Klippen, und er ist eines der beliebtesten Ziele am Lot. Da wieder ein heißer Tag war, haben wir uns für den steilen Anstieg dann doch viel Zeit gelassen.
Oben wird man durch schöne Ausblicke belohnt. Die honigfarbenen Häuser mit ihren roten Dächern werden häufig von regionalen Künstlern bewohnt, die sich von dem noch sehr ursprünglichen Charme und der friedlichen Gegend inspirieren lassen. Einige hübsche kleine Lokale bieten Spezialitäten der Gegend an. Einheimische gibt es, bedingt durch die auch in Frankreich stattfindende Landflucht nicht mehr viele, aber für die kleinen Orte sind das doch rege Künstlerleben und die Touristen eine Alternative, denn ansonsten wären die schönen Natursteinhäuser dem langsamen Verfall preisgegeben.
Am nächsten Tag legen wir in der Nähe von Cabrerets an. Wir haben wieder Glück mit dem Wetter, so dass wir mit den Fahrrädern die knapp zehn Kilometer bis zur Höhle von „Peche Merle“ fahren können. Bei schlechtem Wetter wäre auch ein Taxi eine mögliche Alternative gewesen.
In der Höhle ist es kühl, empfindliche Naturen sollten eine Jacke mitnehmen. Wir haben die Malereien und die markanten Stalagmiten in dieser ca. zwei Kilometer langen, natürlichen Kunstgalerie bewundert.
Nach der Rückkehr haben wir einen Faulenzertag auf dem Boot mit Lesen, Baden und einem abendlichen gemeinsamen Kochgelage verbracht.
Seit 2007 ist es möglich, den Lot bis Larnagol zu befahren. Das Städtchen beherrscht den Fluss, und es ist auch nach unserem Eindruck einer der malerischsten Orte im Lottal.
Mit unseren Fahrrädern haben wir dann noch das nahe gelegene Dörfchen Calvignac mit seinem Schloss besucht. Ein wie wir finden lohnender Besuch.
Anschließend haben wir uns dann auf die langsame Rückfahrt zur Basis Douelle gemacht.
Hin- und Rückfahrt führten über eine Gesamtstrecke von 128 Kilometern, zu bewältigen sind dabei 28 Schleusen. Veranschlagen muss man ca. 27 Stunden reine Fahrtzeit, was natürlich individuell sehr verschieden sein kann.
Diese 27 Stunden sollte man am besten durch die Anzahl der Reisetage teilen, um einen Anhaltspunkt zu haben, wie viele Stunden man als Fahrtzeit pro Tag mindestens einplanen sollte, um am Ende nicht in Zeitnot zu geraten, denn die Abgabe des Bootes muss bis neun Uhr morgens am letzten Tag erfolgen!! Auch die Füllmenge des Wassertanks sollte man im Auge behalten, um bei Bedarf an dafür vorgesehenen Stellen nachzufüllen. Warmes Wasser für die Dusche wird in ausreichender Menge durch den laufenden Bootsmotor erzeugt, der auch die Bord-Akkus wieder auflädt.
Berechnet werden am Ende der Fahrt die Anzahl der gefahrenen Stunden und nicht der tatsächlich verbrauchte Diesel. Dies sollte man wissen, um sich anschließenden Ärger zu ersparen. Also unbedingt darauf achten, dass bei der Bootsübergabe die Anfangsstundenzahl notiert wird.
Für Leute, die vermeintlich Geld sparen wollen, sei noch angemerkt, dass man die Endreinigung unbedingt gleich mitbuchen sollte, denn sie wäre vom Zeitaufwand und der Menge der anfallenden Arbeit kaum zu schaffen. Außerdem ist das Abpumpen des Abwasser- und Fäkaltanks nur etwas für die „Spezialisten“ an der Basis.
So eine Bootsreise ist ein unvergessliches Erlebnis, und gerade der Lot als Naturbelassener Fluss hat da sehr viel zu bieten. Diese Strecke ist nicht unbedingt etwas für Anfänger, da ein Fluss mit einer gewissen Strömung doch andere Anforderungen stellt als beispielsweise ein Kanal oder ein See.
Wie eingangs erwähnt kann einem immer Hoch- bzw. Niedrigwasser einen Strich durch den geplanten Reisetermin machen.
Geeignete Reisetermine sind Ende Mai bzw. Ende August bis Anfang September, denn dann gibt es kaum längere Wartezeiten an den Schleusen.
Letzte Änderung: 4 Jahre 3 Tage her von Walter Gollhardt.
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