Wir leben in unsicheren Zeiten

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2 Jahre 11 Monate her #1 von Walter Gollhardt
Wir leben in unsicheren Zeiten wurde erstellt von Walter Gollhardt
Wir leben in unsicheren Zeiten.
Vieles was früher als unverrückbar galt, gilt heute nicht mehr.
In diesen Zeiten der allgemeinen Verunsicherung erlebt die Figur des Sündenbockes eine unverhoffte Renaissance!

Nehmen wir mal den aktuellen Fall der nicht ausreichenden Mengen an Corona-Impfstoffen in der EU, und damit auch in Deutschland.
Da vermeintlich Verantwortliche auszugucken geht einfach und schnell.
Zuallererst fällt einem da der verantwortliche Gesundheitsminister ein, dann die EU-Kommission und voran ihre deutsche Chefin. Der Absturz von der eben noch hofierten Lichtgestalt zum Sündenbock geht wie bei einem Paternoster ganz schnell.
Die Zeitung mit den großen Überschriften und dem wenigen Text darunter war mit der pauschalen Sündenbocktheorie sehr schnell dabei.
Zitat: Die Politiker sind alle Schuld am Impfdebakel! Zitat Ende.
Klasse, denn nun sind alle anderen, und natürlich auch wir aus dem Schneider!!
Nun kann es aber nicht sein, daß alle Mißstände um uns herum durch Schuldzuweisungen, bzw. dem Finden von Sündenböcken zu lösen sind, denn dann gäbe es ja nur noch Schuldige und Unschuldige, also Böcke und Schafe.
Lösungen gibt es so in der Tat nicht, aber für einen kurzen Augenblick fühlen sich viele Menschen erst einmal gut, und für den zum Sündenbock mutierten sieht es allemal schlecht aus.
Das fatale an diesem Mechanismus ist, wenn man ein öffentliches Amt bekleidet, sei es in der Politik, der Wirtschaft, in der Amtskirche, um nur einige zu nennen, ist man permanent der Gefahr ausgesetzt zum Sündenbock abgestempelt zu werden.
Z. B. durch eine unbedachte Äußerung, eine Unterlassung, oder nur durch eine in den Augen der Öffentlichkeit zu späte oder halbherzige Reaktion.
Eine weitere negative Folge ist, daß der sog. gesellschaftliche Zusammenhalt so nach und nach zerbröselt.
Hier spielen soziale Netzwerke eine entscheidende Rolle, bis hinein in Familien. Da feiert dann ein sog. Shitstorm im Internet fröhliche Urstände, wobei dies die perfideste Form ist, jemand zum Sündenbock zu machen.
Wenn man jemand nachhaltig „erledigen“ möchte, ist dies eines der inzwischen probatesten Mittel.
Im Mittelalter gab es dafür den Pranger, wo Menschen öffentlich angekettet, mit Unrat beworfen wurden, oder man konnte sie straflos anspucken. Heute erledigt man Menschen eben anonym online per Mouse-Click. Und man hat auch noch das tolle Gefühl, zu den Guten zu gehören, denn die Schuldigen, bzw. die Bösen sind immer die anderen.
Doch nun noch zu einem anderen Aspekt.
Denn auch die öffentliche Benennung von konkret schuldigen Personen löst die Probleme nicht.
Parteien und auch die Regierenden schieben sich seit Monaten die Unzulänglichkeiten und damit die Verantwortung bei den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie in die Schuhe.
Dies ist nun die Stunde der Extremisten und der populistischen Parteien, denn sie führen keinen Dialog, lehnen notwendige Kompromisse ab, haben selbstverständlich keine Lösungen, präsentieren dafür aber Sündenböcke in großer Zahl. Alles nach dem Motto: Die da oben, und wir da unten!
Dabei sind „die da oben“ unsere Leute, wir haben sie mit Mehrheit in einer demokratischen Wahl als unsere Vertreter gewählt. So läuft es halt in einer Repräsentativen Demokratie.
Wenn es uns nicht paßt, können wir sie bei der nächsten Wahl abwählen, andere Kandidaten wählen, oder eben selber kandidieren.
Mir kommt es mittlerweile so vor, als seien diese Alternativen gar nicht mehr erwünscht, da unbequem und mühsam.
Anschuldigungen und die Benennung eines Sündenbockes sind dagegen einfach, ändern aber an der Situation nichts.
Die Corona-Pandemie bietet in der Tat viele Gelegenheiten, von den Verantwortlichen und Handelnden enttäuscht zu sein.
2021 ist nun allerdings ein sog. Superwahljahr.
Wir, die Wähler haben jetzt die Gelegenheit für Veränderungen sorgen zu können, indem wir unser demokratisches Wahlrecht in Anspruch nehmen, eben nicht zu Hause bleiben, uns nicht mit der Benennung von Sündenböcken begnügen, uns über Parteiprogramme informieren.
Wem das zu viel, bzw. zu anstrengend ist, dem ist allerdings nicht zu helfen.



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