Wenn ein vetrauter Mensch langsam verschwindet

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6 Jahre 5 Monate her - 3 Jahre 11 Monate her #1 von Walter Gollhardt
Wenn ein vetrauter Mensch langsam verschwindet wurde erstellt von Walter Gollhardt
Wenn ein vertrauter Mensch langsam verschwindet!

Für Außenstehende beginnt es meist unbemerkt, denn am Anfang stehen winzige, kaum spürbare Verhaltensveränderungen, denen keine Bedeutung beigemessen wird, ja sie werden verharmlost und als momentane Unkonzentriertheit oder Gedankenlosigkeit erklärt.
Betrifft es doch oft einen vertrauten Menschen, den man schätzt, dessen Bildung und Intelligenz man bewundert, möglicherweise liebt man diesen Menschen auch.
Da ist es doch vollkommen normal, daß man diesen Menschen schützen möchte. Vielleicht gehört er ja zum Familien- Verwandten- oder dem engeren Freundeskreis.
Daß es eine mitunter sehr lange Reise ohne Wiederkehr werden könnte, will sich am Anfang niemand vorstellen, auch der oder die Betroffene nicht.
Für den betroffenen Menschen ist der Beginn die schwerste Zeit, denn der beginnende Verfall und damit nach dem heutigen Stand der Medizin die unausweichliche Reise in das große Vergessen ist unaufhaltsam, und sie wird noch ganz bewußt wahrgenommen. Mit Medikamenten ist allenfalls eine gewisse Verlangsamung des Prozesses heute möglich.
Das langsame Verschwinden betrifft aber nicht nur alte Menschen, sondern es kann auch Menschen in der Blüte ihres Lebens treffen!
Das Umfeld oder auch die Familien reagieren mit einer gewissen Hilflosigkeit, wenn es jemand aus diesem Bereich trifft.
Abschirmen ist eher keine Lösung, viel mehr sind Vertrauen, Ansprache und Zuwendung am Anfang der richtige Weg.
Am Ende dieses mitunter langen und schmerzlichen Weges bleibt oft nur eine leere Hülle des zuvor vertrauten Menschen übrig, mit einem leeren Kopf, einem leeren Gesicht und leeren Augen. Die Sprachfähigkeit ist dann vollkommen verschwunden, und Nähe oder Kontakt ist nur noch über Berührungen möglich.
Viele Angehörige empfinden dann den Tod dieses Menschen als eine Art Erlösung für alle.

Ich habe mich viel mit dem Thema und der mir zugänglichen Literatur über dieses Thema beschäftigt.
Besonders ist mir das Buch: Langsames Entschwinden, von Inge Jens dabei in Erinnerung geblieben.
Zitat:
Walter Jens litt ein Jahrzehnt lang an Demenz. Der einst wortgewaltige Gelehrte versank zunehmend in eine Welt jenseits der Sprache, jenseits der Gedanken. Er starb am 9. Juni 2013. Seine Frau Inge Jens, mit der er mehr als ein halbes Jahrhundert zusammenlebte, hat ihn in seiner Krankheit begleitet und ihn, unterstützt von anderen Menschen, bis zuletzt gepflegt.
In vertraulichen Briefen an Freunde und Bekannte hat sie immer wieder geschildert, wie er sich veränderte und wie schwierig es ist, mit einem Demenzkranken umzugehen. «Ich sehe seinem Entschwinden zu – den Mann, den ich kannte und liebte gibt es nicht mehr!

Zitat Ende.
Letzte Änderung: 3 Jahre 11 Monate her von Walter Gollhardt.
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