Fortsetzung

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6 Jahre 2 Monate her - 4 Jahre 1 Woche her #1 von Walter Gollhardt
Fortsetzung wurde erstellt von Walter Gollhardt
Bei uns wird Außenpolitik schon immer als eine Art notwendiger „Dienst nach Vorschrift“ verstanden.
Alle Außenminister sprechen seit der Zeit der ersten Regierung Adenauer bis zum aktuellen Siegmar Gabriel nicht wie Akteure, sondern als würden sie bei ihren Reden im Zuschauerraum sitzen.

Gabriel hat es in dieser Tradition zu einer Art Perfektion gebracht. Er analysiert zutreffend die Lage, stellt dabei die richtigen rhetorischen Fragen, zitiert auch gerne große Staatsmänner aus der Vergangenheit, resümiert dann, daß Deutschlands Platz weltpolitisch nicht mehr an der Seitenlinie sein könne, aber leider folgt auf diese richtigen Sätze nie ein konkreter Plan, bzw. keine faktische Politik.

Über siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, nun fast 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer hat es die nun größere Bundesrepublik immer noch nicht geschafft, ihre Werte und ihre Interessen offensiv zu definieren und auch nach außen zu vertreten, und die große Mehrheit der Bürger und die der Politiker glauben immer noch, wir könnten uns aus allem raushalten, bzw. wenn das nicht klappt einfach das Scheckbuch zücken.

Die drittgrößte Volkswirtschaft auf dieser Erde hat doch keine andere Wahl, als die dazugehörige Macht anzunehmen und sie auch auszuüben, zum eigenen Wohl und zum Wohl der Weltgemeinschaft insgesamt.
Die Amerikaner sehen das naturgemäß viel lockerer, denn in ihren Augen ist dieses Deutschland ein wirtschaftlicher Riese, und wenn dieser sich wie auch immer bewegt, dann hat das weltweite Auswirkungen.
Und je überlegter diese Bewegungen erfolgen, und je klarer erkennbar die Ziele sind, um so besser sind sie für alle und auch für unser Land.

Daraus muß die deutsche Außenpolitik u. A. folgende Lehren ziehen:
Es kann keine isolierte deutsche Finanzpolitik mehr geben, die nicht auch Auswirkungen auf die übrige Welt um uns herum hat.
Es kann und darf keine isolierte Flüchtlingspolitik geben, die als das einzige und richtige Modell anderen Staaten quasi aufgezwungen werden soll, nach dem Motto: Alle anderen machen es falsch, nur Deutschland macht es richtig!
Hier sind die hoffentlich vorhandenen pädagogischen Fähigkeiten, gepaart mit einem Schuß Empathie unserer (Außen) Politiker gefragt.
Und zusätzlich sind die Parteien gefordert, die ja nach unserer Verfassung an der Willensbildung des Volkes mitwirken!!

Sie könnten sich hier in der Position eines Lehrmeisters wiederfinden, denn sie haben uns ab dem Finanzcrash 2008 wortreich erklärt, warum es notwendig sei, die Zocker und die teils maroden Banken mit Steuergeldern zu retten, daß es für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nicht gut sei, zu hohe Löhne zu fordern, der Spitzensteuersatz für hohe Einkommen gesenkt werden müsse, damit die Reichen dann ihre Überschüsse im Inland investieren könnten, und diese nicht in Steueroasen transferieren müssen usw…
Nun könnten eben diese Parteien ihre Energien einmal darauf konzentrieren, dem geneigten Bürger und Wähler zu erklären, welche Rolle ihrer Ansicht nach Deutschland in der Welt jetzt und in der Zukunft spielen soll.
Und ob es wirklich so skandalös ist, daß Waffen aus Deutschland neben denen aus anderen Ländern weltweit in Kriegen, wie z. B. in Syrien, dem Irak oder auch anderswo eingesetzt werden, z. B. von unserem NATO-Partner Türkei in Syrien, oder von den mit dem Westen verbündeten Kurden, die man jetzt hängenläßt, die aber gut genug dafür waren, stellvertretend und verlustreich für uns gegen die Terroristen vom IS zu kämpfen!

Ich wüßte nicht, daß jedesmal ein Aufschrei durch die USA, Frankreich, Großbritannien oder Rußland geht, wenn mal wieder Waffen dieser Länder in irgendeinem Krieg auf dieser Erde eingesetzt werden.
Kriege will auf befragen niemand, trotzdem werden sie auf unserer Erde ständig geführt, und mit diesem Paradox werden wir wohl weiter leben müssen.
Kriege werden nicht dadurch beendet, daß Deutschland keine Waffen mehr produziert oder verkauft.

Man kann die Erkenntnis aus den Zeiten des „Kalten Krieges“ zwischen Ost und West mögen, zynisch finden oder verabscheuen:
Das Gleichgewicht des Schreckens, bzw. der mögliche atomare „Overkill“ haben jeden erneuten großen Weltkrieg obsolet werden lassen, da die (atomare) Selbstvernichtung droht.
Eine Welt ohne Waffen und ohne Kriege, ein schöner Traum, und ein Blick in die Geschichte der Menschheit auf diesem Planeten zeigt, wir können anscheinend ohne Kriege nicht leben, denn wie wären ansonsten die Fantasie und der Erfindungsgeist der Menschen gerade auf dem Gebiet der Militärtechnik zu erklären, und alle erfundenen Waffen wurden und werden irgendwann auch eingesetzt.
Und vielleicht noch ein ketzerischer Gedanke, denn vielleicht sind Kriege ja für unsere menschliche Evolution notwendig?
Denn jeder Krieg brachte neben unendlichem Leid, Tod und sinnloser Zerstörung auch in seiner Folge immer große Umwälzungen, Revolutionen und damit eine Veränderung der Machtverhältnisse in den Gesellschaften mit sich.
Die alten Eliten mußten abtreten, und neue unverbrauchte Ideen konnten sich etablieren, nicht immer zum Guten, wie wir aus der Geschichte wissen, denn häufig konnte sich das Neue und Unverbrauchte wiederum nur durch neue Gewalt durchsetzen.
Letzte Änderung: 4 Jahre 1 Woche her von Walter Gollhardt.
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