Sei auf der Hut,

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5 Monate 3 Wochen her - 5 Monate 3 Wochen her #1 von Inge Nölke
Sei auf der Hut, wurde erstellt von Inge Nölke
  Sei auf der Hut! 

Ich sehe nur noch schwarz. Warum muss der Tollpatsch sich ausgerechnet auf mich setzen? Hat der denn keine Augen im Kopf? Dieser gefühllose Kerl hat mich völlig ramponiert. So geknickt war ich noch nie. 

Dabei war ich so gut in Form. Stundenlang konnte ich unermüdlich durch die Stadt getragen werden. Von einem Spiegel zum anderen gefiel ich mir immer besser, vor allem, nachdem der hässliche Schal weggeweht war, der meine schöne Linie verdeckte.

Jugend und Schönheit raubte mir dieser Typ. Er hat mein Leben zerstört. Wen wundern meine Depressionen, wo ich jetzt so unförmig geworden bin? 

Seitdem er auftauchte, kam ich viel zu wenig unter Leute und erlebe nichts mehr. Mir fehlen positive Erfahrungen.

So konnte ich die unangenehmen Folgen meines kleinen Seitensprunges von der Hutablage nicht erahnen, wobei ich mich doch nur in Erinnerung rufen und mal wieder ausgeführt werden wollte. 

Meine missliche Zwangslage verdanke ich diesem rücksichtslosen Heuchler. Hatte er nicht vor Kurzem lauthals verkündet, dass er niemanden bedrängen wollte? Jetzt bin ich echt platt! 

Wer wird nun meine Trägerin behüten? Ohne mich ist sie aufgeschmissen. 

Der Kerl war mir sofort unsympathisch. Seine ungeschickten Annäherungsversuche hatten mich bereits damals aus der Fassung gebracht. Ich ahnte schon, dass er uns nur Ärger bringt. Wir konnten uns aber nicht dagegen wehren. Seine schönen Reden umgarnten uns und meine Trägerin wurde von seinen streichelnden Händen außer Gefecht gesetzt. 

Endlich wieder Licht und Luft! Der Druck lässt nach. Welch ein herrliches Gefühl: Freiheit!!! Jetzt kann ich mich wieder entfalten.

Nie mehr lasse ich mich unterdrücken! Künftig werde ich mich fernhalten von Männern, die erbarmungslos alles unterbuttern, was ihnen unterlegen ist. 

„Mein Hut! Mein schöner Hut! Konntest du nicht besser aufpassen? Nichts ist dir heilig. Du hast dich sehr verändert. Deine Aufmerksamkeit ist gleich Null. Alles machst du kaputt. Ich will dich nie wiedersehen.“ 

Bravo! Du hast mir aus der Seele gesprochen. Nun sind wir den Störenfried los. Ohne seine ständigen Einmischungen können wir beide wieder unbeschwert leben, wie es mir gefällt. Jetzt habe ich wieder deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Welch ein Genuss! Deine zarten Hände auf meinem Filz. Bei deiner liebevollen Behandlung werde ich schnell wieder zu meiner alten Form zurückfinden. 
 
Was ist denn nun los? Ich hasse Tränen und dann auch noch das ungemütliche Schluchzen. Es klingt nicht erfreulich. Dabei sollten wir doch unsere neu gewonnene Freiheit feiern und glücklich sein.

Das Geheule geht mir auf die Nerven. So triste habe ich mir unser Beisammensein nicht vorgestellt. 

Was nützt meine vollendete Form ohne einen entsprechenden Menschen, der mich gut gelaunt ausführt? Eine unglückliche Trägerin mit rot verweinten Augen ist nicht mein Stil. Sowas kann mich nicht tragen. Es kleidet mich schlecht. Mit einem verheulten Kopf kann ich mich nicht auf der Straße blicken lassen. 

Was habe ich nun noch vom Leben? Niemand bewundert mich. Alles ist öde und sinnlos. Es macht absolut keinen Spaß, nur zuhause rumzuhängen.

Vielleicht ist er doch nicht untauglich und störend. Auf jeden Fall warst du mit ihm nicht so unglücklich und - das Wichtigste - du konntest mich besser tragen.
 

Jetzt geh´ endlich ans Telefon und sag ihm, dass wieder alles in Ordnung ist!

Bierquellen: Internet kostenlos

 
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Letzte Änderung: 5 Monate 3 Wochen her von Inge Nölke.
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