Andere Menschen, die gleichen liebenswerten Gewohnheiten, auf Madeira

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10 Monate 1 Woche her - 10 Monate 1 Woche her #1 von Inge Nölke
   Mehrfach waren wir schon auf Madeira, trotzdem würden wir immer wieder gerne dort Urlaub machen, weil hier schönste Landschaftsformen aufs Beste vereint sind: die Berge zum Wandern und das Meer zum Schwimmen.

Ergänzend hinzu kommt das durchweg angenehm frühlingshafte Klima. 
Besonders gerne denke ich an den wunderbaren Pflanzenduft auf dem schmalen Hohlweg mit herrlichem Bewuchs, der von unserem Hotel hinunter zum Meer führte auf rutschigen Pflastersteinen.

Die gute Gleitfähigkeit der Steine wäre ideal für die berühmten Korbschlitten gewesen. Da sich die Schlitten je nach Gefälle der Strecke mit ziemlichem Tempo dem Tal nähern, ist dies ein erregendes Erlebnis. Die ersten Kurven waren mir nicht ganz geheuer, aber ich erkannte bald, dass die Männer das rustikale Gerät voll im Griff hatten.

So bleibt uns die rasante Schlittenfahrt vom Monte bis hinunter nach Funchal in bester Erinnerung. Den beiden Lenkern des Gefährtes sicher auch, denn mangels angemessenem Kleingeld fiel unser Trinkgeld - sehr zur Freude der Männer -ungewöhnlich hoch aus.
 

Um mehr Informationen zu erhalten, schlossen wir uns später einer organisierten Tour an, deren Höhepunkt ebenfalls eine Korbschlittenfahrt war, die allerdings ungefähr auf halber Höhe an der Ausstellung einer Korbflechterei endete. Die Verlockung zum Kauf war groß angesichts der vielen schönen Handarbeiten.

Manche Besucher bestellten kunstvoll gefertigte Möbel. Ich begnügte mich mit hübschen Kleinigkeiten und einem Korb, den ich heute noch als schönes Souvenir in Ehren halte und auch oft benutze.
 

Damals waren die Meerwasser-Schwimmbecken am Lido noch nicht so komfortabel ausgebaut wie heute.

An
 manchen Tagen suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen zwischen den Felsen und beobachteten stundenlang die Tiere und Pflanzen in der Brandung. Schon die Gedanken daran lassen mich noch jetzt die beruhigende, entspannende Wirkung des stetigen Auf und Ab der Wellen spüren.
 
Es schien, als hätten wir das Revier einer kleinen Eidechse besetzt. Aufmerksam musterte sie aus sicherer Warte von einem Lavabrocken herunter die Eindringlinge. Ich traute meinen Augen kaum, als das Tierchen langsam zu uns herunterkletterte. Möglichst regungslos erwartete ich mit Spannung seine zögernde Annäherung. Nach geraumer Zeit berührte es endlich neugierig meine Hand. Auf welcher Seite die Neugierde größer war, ist nicht ganz eindeutig.
Jedenfalls war es ein tolles Gefühl, dieses furchtlose Kerlchen zu spüren. Hoffentlich würde sein Vertrauen zu den aus seiner Sicht riesigen Menschen niemals enttäuscht.
 

Zur unabhängigen Erkundung der herrlichen Insel mieteten wir ein Auto. Irgendwo im Norden war die schmale Straße am Hang wieder einmal durch einen Erdrutsch verschüttet. Ein großer Bagger räumte das Gröbste weg und machte sie halbwegs passierbar.

Mit dem Jeep wäre es jedenfalls kein Problem gewesen, hier durchzukommen. Wir aber zögerten, den kleinen Rädchen unseres Austin Mini die unebene Piste zuzumuten. "Falls wir stecken bleiben, kann uns der Bagger herausziehen", sagten wir uns schließlich und folgten, als man uns energisch bedeutete, nun endlich durchzufahren. Wie zu erwarten, war der Bodenabstand nicht ausreichend, sodass der Auspuff unseres Mini beschädigt wurde.


Wir hatten Bedenken, dass die Kosten für einen neuen Auspuff unsere nicht zu üppig bemessene Reisekasse ziemlich strapazieren könnte. Röhrend, wie in einem Rennwagen, fuhren wir zum Autovermieter, wo man uns anstandslos und erfreulicherweise ohne Mehrkosten einen anderen Austin gab.

Dazu bedurfte es noch nicht einmal einer entschuldigenden Erklärung unsererseits.
 
So was ist mir schon öfter passiert: Wenn ich mich um etwas gesorgt habe, löste es sich in Wohlgefallen auf, wohingegen manche Dinge, die ich absolut bedenkenlos angegangen war, sich zum Problem entwickelten. 

Vor allem die grandiose Landschaft Madeiras beeindruckt uns immer wieder sehr: herrliche grüne Täler, hohe Berge, oft mystisch in Wolken und Nebel gehüllt, steile Küsten und nicht zu vergessen die angenehmen Temperaturen. 
 

Eine schöne Levada-Wanderung führte uns entlang der Berge, manchmal sogar in kleinen Tunneln durch den Fels. Nichts für Beleibte. Unser Weg gewährte oft fantastische Ausblicke auf romantische Täler, teils mit Bananenplantagen an den mit kleinen Terrassen versehenen Steilhängen. Leider wurde nach einiger Zeit der Rand der Wasserleitung so schmal, dass ich angesichts der Tiefe nicht mehr ohne Angst darauf wandern konnte.

Von wegen, der Geist siegt über den Körper! Ich konnte mir hundertmal sagen: Du brauchst nicht mehr Platz zum Aufsetzen der Füße! Meine Knie schienen das nicht zu begreifen und waren butterweich. Eine enge Biegung hatte ich mutiger Weise noch überwunden in der Hoffnung, dass es danach wieder breiter würde. Aber hinter der Ecke erkannte ich, dass dies ein Trugschluss war und Helmut mich mit falschen Versprechungen zum Weitergehen verlockt hatte.

Der vor uns liegende Weg sah wirklich abenteuerlich aus, und ich wäre ihn liebend gerne gegangen. Mein Wille war stark, jedoch das Fleisch stand im krassen Gegensatz dazu und ich konnte bedauerlicherweise das Schwindelgefühl nicht überwinden. Allein
 wollte Helmut den Weg auch nicht fortsetzen und so stiegen wir auf schmalen Pfaden in engen Serpentinen durch eine Terrassen-Plantage ab. Hier war auch wieder dieser unbeschreibliche südländische Duft nach sonnen durchtränkten Pflanzen.

Später erreichten wir einen Mirador mit herrlichem Blick übers Meer, der uns den Unmut wegen der abgebrochenen Tour schnell vergessen ließ. Das verschwenderisch von der Sonne ausgeschüttete Silber tanzte unbeschwert auf dem Wasser.
Von dem erhöhten Aussichtspunkt konnten wir ebenso erkennen, dass in Gegensatz dazu das Leben an Land mit größeren Mühen verbunden war.
 
Kleine Terrassen im Fels waren aufwendig, mit viel Fleiß angelegt durch Ebnen des steinigen Bodens, Einfrieden der Ränder, damit die mühsam aufgebrachte Erde vom Regen nicht fortgeschwemmt werden konnte. Nicht selten lagen diese Parzellen unmittelbar am Abgrund, sodass deren Bearbeitung nur etwas für Schwindelfreie war. Zudem konnten wir aus der Ferne teilweise kaum einen Zugang ausfindig machen, weil sich auf der anderen Seite steile Felsen erhoben.

Wenn ich dagegen an die riesigen, maschinengerechten Felder bei uns daheim dachte, konnte ich in etwa ermessen, wie viel Arbeit die Menschen hier aufwenden mussten, um mühselig und in Handarbeit ihre Landwirtschaft zu betreiben. Die Fruchtbarkeit musste hier der Erde abgerungen werden.
 

Umso mehr erfreuten uns die problemlos erworbenen Lebensmittel für das Picknick, welches unseren Körper stärkte, während die wunderbare Aussicht auf die zerklüftete Steilküste und das endlose Meer unsere Seele erfrischte. 

Auf der Rückfahrt von einer Exkursion über die sehenswerte Insel beschlossen wir, den gelungenen Tag mit einem guten Tropfen zu krönen.

Im Landesinneren stoppte uns das kleine Schild „Vino“ vor einem unscheinbaren, rebenumrankten, garagenähnlichen Haus ohne Fenster. Den
 freundlichen Herrn erfreute unser Besuch, offensichtlich im Hinblick auf eine kleine Weinprobe, die er mit uns genießen wollte. Vielleicht hielt ihn seine gestrenge Gattin, die uns inspizierte, etwas knapp mit Wein.

Als sie gegangen war, schaute er mich fragend, ein wenig unsicher an. Etwas irritiert, jedoch wahrscheinlich mit dem richtigen Riecher, glaubte ich zu verstehen, dass man ihn fälschlicherweise gelehrt hatte, Frauen und Wein seien konträr. Also wendete ich mich ab, um angestrengt die verstaubten Flaschen unterschiedlichster Herkunft, das heißt Rum, Whisky usw., gefüllt mit Wein, im Regal gegenüber zu mustern.

Aus den Augenwinkeln verfolgte ich schmunzelnd, wie er zwei Becher hervorholte. Vorsichtshalber sah er nochmals um die Ecke, ob seine Frau auch wirklich fort war, dann schüttete er sich und Helmut freudestrahlend ein. Mein
 Mann erklärte mir später, dass es sich bei den trüben, undurchsichtigen Trinkgefäßen tatsächlich um Glas gehandelt hätte. „Nur“ der Schmutz verhinderte den Durchblick.„Alkohol desinfiziert“, waren seine Gedanken und so akzeptierte er den zweifelhaften Genuss.

Der nette Herr war keineswegs böse, als Helmut weitere Proben dankend, ablehnte, mit der Begründung, er müsse noch Auto fahren. So konnte er nun stellvertretend für uns selbst seinen Wein ausreichend mit sichtlichem Vergnügen verkosten.
 Diese kleine Episode hielt uns natürlich keineswegs davon ab, einige Kostproben des ökologisch angebauten und selbst in Whiskyflaschen abgefüllten Weines mitzunehmen. Was einen nicht umbringt, härtet ab!

In unserem Apartment befreiten wir durch Filtern den Rebensaft von seinen Schwebstoffen. Auf jeden Fall war er sehr bekömmlich und schmeckte wirklich lecker. 
Dazu passte hervorragend der gebratene Thunfisch, den wir morgens frisch auf dem Markt gekauft hatten. Weil wir ihn sonst nur aus Dosen kannten, verführte uns sein appetitliches Aussehen dazu, eine zu große Portion mitzunehmen. Aber mit anderen Beilagen schmeckte er auch noch bestens am nächsten Tag.

So frisch bekommen wir den Fisch bei uns nicht.
 
Wir waren ‘mal wieder unterwegs auf den kurvenreichen, holprigen Straßen Madeiras, als einem Kleinlaster vor uns in der Biegung ein Karton mit Flaschen von der Ladefläche rutschte. Ordentlich, wie mein Mann nun mal ist, hielt er sofort an, um das Hindernis von der unübersichtlichen, schmalen Fahrbahn zu räumen.Da gute Taten belohnt werden, waren unbegreiflicher Weise zwei Weinflaschen heil geblieben, mit denen wir den schönen Abend auf unserem Balkon ausklingen ließen. 


 
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Letzte Änderung: 10 Monate 1 Woche her von Inge Nölke.

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