Einige Pilotenerlebnisse. Fortgesetzt am 13.05.2016 und 12.06.2016

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7 Jahre 10 Monate her - 7 Jahre 9 Monate her #1 von Bernd Offizier
Einige Pilotenerlebnisse.

Jeder Tag an dem ich nicht in der Luft war, ist ein verlorener Tag, so mein verstorbener Freund „Delta Franz“.
„Delta“ bedarf einer Erklärung. Franz, Zahnarzt, war in jeder Mittagspause auf dem Flugplatz, wo schon irgendeiner, in irgendeinem Flugzeug sitzend, mit der Hand am Zündschlüssel auf ihn wartete.

Franz war ein beliebter Begleit-Pilot. Jetzt zu „Delta“. Delta steht für Deutschland und die anschließenden Buchstaben stehen für die Klasse (Gewicht) und Eigenkennung. Ich denke, Sie haben es schon verstanden. Selbst bei den Lotsen hieß er „Delta Franz“, da er immer mit andren Flugzeugen unterwegs war und dort den Funk „machte“.

Als ich mich als Frischling im Kölner Klub Büro in Bonn Hangelar anmeldete, lief mir Delta Franz über den Weg.
Zur Einführung in die Club-Regularien nahm er mich zum Glück an die Hand.
Nachdem wir öfter mit Club-Maschinen geflogen waren, stellte mir Delta einen Lotsen vor, dessen Flugzeug gegroundet war.

Der Motor der „Papa Mike“ hatte sein Stundenlimit überschritten und der Vogel stand zum Verkauf.
Den Traum, ein eigenes Flugzeug zu besitzen und auch zu fliegen, dem stand zwar ein steiniger Weg entgegen. Kurz, ich kaufte es. Vorher hatte ich sechs Morgen Wald verkauft und mit diesem Geld wollte ich den Geier wieder in die Lüfte bringen.

Auf meinem alten Abschleppwagen hatte ich einen Krahn und die Werkzeuge für die erforderlichen Arbeiten dabei. Ich baute dem Motor aus, baute alle Anbauteile ab und kaufte einen Factory Rebuilt-Motor, den ich mit den abgebauten Teilen komplettierte.

Zwei Mitglieder vom Kölner Klub, Ronny und Billy, integrierten sich noch kurz vor der Fertigstellung in die Schrauberei. Dazu gab mir der Prüfer Andre Bosmans bei seinen Zwischenprüfungen noch wertvolle Tipps.

Am letzten Tag kam die Endkontrolle vom „pingeligen“ Prüfer Bosmans. Er sprach nicht viel. Alle Schauben und Splinte, Schlauchverlegungen, Anschlüsse, Flüssigkeitsstände, Fahrwerk,Tanks, Bremsen, Reifen, Propeller und Zelle mussten seinen kritischen Augen und prüfenden Händen standhalten.

Mir war klar, er suchte nach Fehlern oder einer Verbesserung - fand er auch. Das Ende vom Zug der Vergaser-Vorwärmung hat er rund gebogen. Das wars, nein, er schaute mir in die Augen und sagte: „Du wirst noch mal Prüfer“.

Das Lob werde ich nie, nie, vergessen. Zu gerne hätte ich die Fakultät vom Auto zum Flugzeug gewechselt, es ging leider nicht mehr - ich war zu alt, Familie und Betrieb ließen das nicht zu.
Mein Name sprach sich schnell rund am „Platz“.

Logisch: Billy, Ronny und Prüfer Andre Bosmans waren ein guter Leumund.
Einige Lotzen (Info-Leute im Turm) flogen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit den Club-Maschinen, sondern mit meiner „Papa Mike“ (P und M, die letzten Buchstaben in der Kennung).

Anhören musste ich mir von ihnen:“ Du schraubst ja lieber als das du fliegst“.
OK, sie stellten den Geier immer so ab, wie sie in vorgefunden hatten und der „RP“ glich die Kosten aus.
Mein Liebling war bis nach Portugal unterwegs.

Aus Übermut habe ich ihn annonciert. Einer meldete sich und kaufte ihn zum Festpreis, ich hatte viel Geld verdient. Aber, auweia, ich hatte kein Flugzeug mehr. Ich wollte allen „Scheiß“ kaufen, ich wollte wieder fliegen.

Zum Glück bremste mich mein Freund Lothar. Irgendwann war ich nicht mehr zu bremsen und kaufte auch wieder eine Piper, allerdings ein stärkeres und neueres Modell.
In einem sehr strengen Winter flog Freund Lothar mich mit seiner Mooney nach Flensburg.

Die Eisschollen in der Nordsee schoben sich übereinander, es war ein beeindruckendes Erlebnis. In einem Flieger-Club standen zwei Piper 28 Archer zum Verkauf. Die Maschine mit den meisten Motor-Reststunden kaufte ich.

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Es war ein sehr zuverlässiger Vogel. Viele schöne Reisen hat er mit meiner Frau, Delta, Bekannten und mir auf seinem Konto. Nur, er war mir zu langsam. Da er oft in die Nähe der See geflogen wurde, hatte er unter dem Lack einige Korrosion-Unterwanderungen.

Etwas abenteuerlich flogen Freunde und ich mit zwei Maschinen nach Bratislava. Überall Militärposten mit Gewehren. Dort warteten Handlings-Leute auf uns mit denen wir zu einem Militär-Flugplatz in die Karpaten flogen.

Nach der Abbeize wurde die Archer mit einem von mir mitgebrachten 2-Schichtlack versehen und die Poster und die Verkleidungen mit feinstem Leder überzogen.

Der Rückflug war das eigentliche Abenteuer.

Bei nicht besonders guter Sicht musste ich aus dem Tal starten und auf dem Zollflugplatz Bratislava, das war ein MUSS, wieder Landen, und das ging leider nicht. Dort war eine geschlossene Wolkendecke. Dazu funktionierte mein Transponder nicht. Später stellte sich heraus, nach dem Lackieren hatte man die Antenne nicht mehr angeschossen.

Über Bratislava ließ man mich 15 Minuten kreisen. Immer wieder erklärte ich, dass ich zu einem Alternate-Flugplatz möchte, wo z. Zt. keine geschlossene Wolkendecke ist. Mit viel Trara wurde dem stattgegeben.

In Österreich senkte sich über den Bergen langsam die Sonne. Über Linz funkte ich mit Straubing. Der freundliche Mensch im Turm fragte mich: „Wie lange hast Du noch?“ Nach meiner Antwort: "Der Zöllner und ich warten auf Dich“. Wunderschön, die Straßen entlang der Donau waren hell erleuchtet und die Berge schimmerten im nächtlichen Blau.

Ausgestattet mit der Nachtfluglizenz war die Landung voll im Soll.
Wo gibt es das denn noch? Nach den Formalitäten wurde ich auch noch zu einem Hotel gebracht.

Am nächsten Tag ließ ich in der Werft meine 28er noch auf Vordermann bringen und begab mich auf den Rest-Heimweg.

Das wars aber noch nicht. Einige Zeit später erschien die Kripo beim mir. Beim Deutschen Konsulat hatte man sich über meine Ausreise ohne Zoll beschwert. Mit einem erklärenden Schreiben konnte ich allerdings „die Kuh vom Eis holen“.

Der nun eindruckschindende Vogel war ja jetzt verkaufsfertig....weit gefehlt.

Fortsetzung folgt!

Hier ist sie
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Was, dieses schöne Flugzeug willst Du verkaufen? Ja, es war ein „Hingucker“, es sah aus wie frisch aus dem Laden. Bei allen Bekannten und Freunden stieß ich auf großes Unverständnis.

Der Reiz war so groß, dass ein Schweizer Flieger-Club großes Interesse bekundete und auch ich war schon wieder auf “Brautschau“, jetzt nach einer Piper Turbo Arrow IV.

Schlaugeworden, durch meine flugzeuglose Zeit, schaute ich mich schon einmal um was auf dem Markt war. In Österreich, in Zweibrücken und in Mühldorf habe ich mir welche angesehen.

Die in Mühldorf sollte mir nicht durch die Lappen gehen. In Amerika ist sie mit Besonderheiten ausgestattet worden. Speedbreaker, druckbelüftete Magnete, verstellbare Zusatzkühlklappen und ein Überwachungsgerät zur Einzel- Zylinderkopf- und Auspufftemperaturmessung dazu ein Ladeluftkühler zur Verhinderung von Leistungsverlust durch zu warme Ansaugluft (Einströmluft). Es wird wohl wenige vergleichbare Exemplare auf der Welt geben.

Ich machte eine Anzahlung. Nun war ich darauf angewiesen, schnellstens mein Prunkstück zu verkaufen, sonst wäre die Anzahlung weggewesen. Zur Preisfindung - es war kein Festpreis ausgelobt - machte ich jedoch vorher deutlich, dass ich mit mir noch schwanger gehe, mich von meinen jetzigen schönen Stück zu trennen.

Von Mühldorf flogen wir bei schönstem Wetter über München in die Schweiz. Vom Geschäftsführer, Fluglehrer und zwei Technikern wurden wir auf einem in den Bergen liegenden Grasplatz empfangen.

Nach der optischen Begutachtung und dem Probeflug hatten sie „leider“ nichts, außer meinem Festpreis, zu bemängeln. Ich gab mich cool mit den Worten, ich habe noch mehrere Interessenten. Wir trinken noch unseren Kaffee aus und gehen wieder in die Luft.

Kein Wort von mir zur Verhandlungsbereitschaft. Ich musste pokern. Sie lenkten ein: „Bei so einer Entscheidung müssen wir erst den ganzen Vorstand zusammenrufen“. Ja dann, vielleicht bis bald, tschüss.

Zum Glück lenkte mich meine Tätigkeit im Betrieb von meinem Poker ab.

Einige Tage später, es war Donnerstag 21,30 Uhr, ich war noch im Betrieb (meinem Wohnzimmer), Anruf aus der Schweiz: „Flugzeug ist gekauft, bitte nicht mehr verkaufen“. Nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte kamen Freudenschrei und Luftsprung zusammen.

Ich benötigte dringend das Geld, um die Arrow IV auszulösen.
Allerdings musste ich das ganze Prozedere für die Auslandüberführung übernehmen.
Am besten ersichtlich über den Link.
www.lba.de/SharedDocs/Downloads/DE/Formulare/T4/Info/Info02.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Es ist ein Airworthiness Review Certificate (EASA Form 15a bzw. 15b je nach Fall) vorzulegen, das nicht älter als 60 Tage sein darf. Zusätzlich ist eine Erklärung des Antragstellers zur Erfüllung der Forderungen des Importstaates notwendig.

Zu bedauern sind diejenigen, die keine wissenden/helfenden Hände an ihrer Seite haben. Ich hatte sie.

Nach drei Wochen hatten wir alles zur Ausfuhr erforderliche erledigt.

Hurra, umgehend wurde die speziell zur Ausfuhr inspizierte Archer mit den dazu erforderlichen Prüf- und Ausfuhrdokumenten abgeholt, und ich konnte endlich die Turbo Arrow auslösen.

Lothar, mit seiner schnellen Mooney, flog Werner und mich nach Mühldorf. Der Einweisungsflug, mit drei Landungen, wurde von einem Prüfer abgenommen, und umgehend gings in Richtung Bonn Hangelar. Mit diesem „Turbo-Dampfhammer“ verging und vergeht die Zeit „wie im Fluge“.

Leider hatte sie inzwischen einige Wehwehchen. Dazu wurde sie mit einigen neuen Instrumenten und einem Kollisionswarnsystem bestückt. Die Kosten konnte ich mit einer mir ausgezahlten Lebensversicherung abdecken.

Nun ist sie `up to date`. Es gibt schon Spekulanten. Nix da, bis der Flieger-Arzt sagt: „Junge, jetzt lasse dich fliegen“. So lange müssen die Spekulanten noch warten.

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Letzte Änderung: 7 Jahre 9 Monate her von Bernd Offizier.

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