2. Teil - Der Traum der Menschheit - Fliegen –

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11 Jahre 10 Monate her - 11 Jahre 10 Monate her #1 von Bernd Offizier
2. Teil - Der Traum der Menschheit - Fliegen – wurde erstellt von Bernd Offizier
2. Teil - Der Traum der Menschheit - Fliegen –

- Von Bernd Offizier -

Ja, man muss bedenken, ich bin ja ganz unvorbelastet in den gestreiften Vogel gestiegen, und jetzt soll ich direkt fliegen. Nach der langen Autofahrt hatte ich mir vorgestellt dass ich mir zuerst einmal beim Fliegen (geflogen werden) gemütlich alles ansehen kann.

Jetzt sitze ich armer Tropf im Flugzeug hinter einem Steuer und soll auch schon alleine starten. Aber wie auch sonst immer, wenn’s eng wird, werde ich konzentrierter und ruhiger.

Die Füße auf den Pedalen, den Stachel (Gasschieber) schob ich hinein, steuerte den noch fahrbaren Untersatz auf der Piste, bis dass der Fahrtmesser 60 Knoten anzeigte und zog lt. Anweisung am Steuerhorn - sieht aus wie ein Kuhgeweih. und siehe da, wir waren in der Luft.

Das Instrumentengewirr blinzelte mich durch die Sonnenreflexe an. Der Wald hinter der Piste kam näher. Mein Chef brauchte nichts zu sagen. Der Selbsterhaltungstrieb zog von selbst am „Kuhgeweih“, und ich stieg über die Tannen in den blauen Himmel.

Mit einer ungewollten Rechtsschieflage leitete ich eine Rechtskurve ein. Hurra, das war richtig. Wir mussten rechts herum in die Platzrunde. Mein Boss hatte offensichtlich den Verdacht, dass es gewollt war. Klar, ich ließ ihn in dem Glauben.

Nach weiterer Anweisung musste ich das Horn noch mehr nach rechts drehen und dabei etwas ins rechte Pedal treten.
Ich war aber auf dem richtigen Weg. Zum Glück erklärte der Allmächtige neben mir sofort die Ausleitung der Kurve, auch dass ich danach die Oberkannte vom Controlpanel gleichbleibend am Horizont halten sollte.

Zu einer Demo übernahm er kurz das Steuerhorn. Nach 15 Minuten tat er noch einmal das Gleiche und landete.
Die Tochter Verena vom Max Dolderer, Chef des Platzes, sah mich aussteigen und sprach mich halb fragend halb feststellend an: „ Angstschweiß“?!

Auch jetzt nach 20 Jahren habe ich dieses Wort von ihr nicht vergessen.
Die damals schon sehr erfahrene, hat‘s offenbar schon faustdick hinter den Ohren gehabt. Durch Ihre weltbekannten Flugplatz-Veranstaltungen In Tannheim (Tannkosch) ist sie heute bei den Fliegern mit ihrem Weltbekannten Bruder Mattias auch über die Grenzen Europas sehr bekannt.

Nur, Liebe Verena, mit dem „Angstschweiß“ lagst du falsch. Ich denke wir hatten so um die 30° am Platz. Na gut, ganz falsch lagst du auch nicht. Es klang ja halb fragend.

Bei allem „Scheiß“ den ich in den zurückliegenden 20 Jahren gemacht habe, Angst habe ich bisher noch nie in der Fliegerei gehabt. Wenn‘s eng wurde, war ich bisher aufmerksamer und ruhiger.
Gott erhalte mir diese Fähigkeit.

Unvergessen auch, am Tage wo ich mich „frei-flog“, hatte ich mir vorher ein neues Polo angezogen.
Nachdem der damalige Ausbildungsleiter Call mich nach 5 Touch and Go's
„heruntergebetet“ hatte, hattest du, liebe Verena, nichts Besseres zu tun, als mir den Kragen am meinem neuen Polohemd herauszuschneiden!

Zum Glück bin ich aber am „Arschklopfen“ vorbeigekommen, ha,ha!

Zurückblickend bin ich froh, dass meine damaligen „Schleifer“, alles ehemalige Fighter-Piloten, mir mehr zeigten als wie es die Minimal-Ausbildung vorsah.

Meinen herzlichen Dank an die Dolderers mit ihrem Team.

Für mich unvergessen, die weiten Anreise-Wege haben sich gelohnt!


Wie es weiterging.

In Köln Bonn machte ich dann mit der Ausbildung bis zur Prüfung weiter. Meine ersten selbständigen Flüge absolvierte ich in Bonn Hangelar im Kölner Klub.

In Hangelar konnte ich eine Piper 140 Cherokee mit abgelaufenem Motor kaufen, die ich fast alleine mit neuem Motor, Propeller, Bremsen und Schläuchen aufgebaut habe. Nach der Abnahme sagte Prüfer Bosman zu mir: „Du wirst noch einmal Prüfer“.
Ich war happy!

Ein Lob von einem Mann zu hören, der nur ganz selten ein Lob ausspricht, ist was Besonderes.

Ermutigt baute ich danach mit helfenden Händen eine Piper PA-28-181 Archer II auf. Auf Unverständnis stieß ich bei Freunden, als ich dann diesen wunderschön aufgebauten Vogel wieder verkaufte.

Mir hatte es eine Piper-28 Turbo Arrow 4 angetan, die ich kaufte und auch wieder mit helfenden Händen aufbaute. Nun, das ist etwas Besonderes mit Intercooler, Speed Breaker und druckbelüfteten Magneten.

Ich hoffe, ich kann sie noch lange fliegen.
Letzte Änderung: 11 Jahre 10 Monate her von Bernd Offizier.
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