Der Traum der Menschheit - Fliegen – 1. u. 2. Teil

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12 Jahre 9 Monate her - 2 Jahre 5 Monate her #1 von Bernd Offizier
Der Traum der Menschheit - Fliegen – 1. u. 2. Teil wurde erstellt von Bernd Offizier
Dieses ist ein privates Blog mit unterschiedlichen Inhalten. Die darin von mir veröffentlichten Beiträge stellen meine persönlichen Gedanken, Meinungen, Ansichten und Erfahrungen dar.

Der Traum der Menschheit - Fliegen –
von Bernd Offizier

Dass sich so wenige diesen Traum erfüllen, ist für mich unverständlich. Nachdem ich es für mich verständlich gemacht habe, noch unverständlicher!

Nun, auch ich musste auf andere Dinge verzichten, um mir diesen Traum zu erfüllen.
Vielleicht sagen Sie: „Das hat aber viel Zeit gekostet.“ Nein, es war sowieso abendliche Freizeit, die ich nicht besser verbringen konnte.

Wie ich dazu gekommen bin?
Wozu hat man Freunde? Meinem Freund Willi, dem Ballonfahrer, war aufgefallen, dass ich nach meiner Meisterprüfung sehr wenig für die „Birne“ getan habe.
Er gab mir ein Buch zur Prüfungsvorbereitung über das Flieger-Funksprechzeugnis.
Zu einem trostlosen „Abspeckurlaub“ nahm ich es mit, damit ich etwas zu lesen hatte.

Nachdem ich einige Seiten gelesen hatte, und obwohl in den meisten Sätzen „Sicherheit“ vorkam, und was nicht alles zu beachten ist, griff ich unerschrocken zum Telefon.

Über die Auskunft besorgte ich mir die ganzen Telefonnummern von den umliegenden Flugschulen.

Bei einer 50 km entfernten, bekam ich zur Antwort: „Im nächsten Jahr, wenn sie die ganzen Unterlagen und verschiedene Arzt-Checks gemacht haben“. Die Rufnummer vom nächsten Fliegerarzt ließ ich mir geben und verabschiedete mich mit den Worten: „Übermorgen bin ich bei ihnen“. Was wurde benötigt? Flieger- und Augenarzt-Gutachten, Thorax (Lungen- röntgen), Zeugnis von Flensburg und Führungszeugnis von Berlin.

Bei der Vorlage aller Unterlagen am von mir vorausgesagten "übernächsten Tag" begegnete mir im Tower (Turm) ungläubige Sprachlosigkeit von einem ehemaligen, immer noch drahtigen Starfighter-Piloten.

Wie ich das geschafft habe? Ganz einfach, für eine geschäftliche Genehmigung, hatte ich noch Zeugnisse von Flensburg und Berlin zu Hause.

Ab jetzt ging es nur noch nach seinem gewohnten militärischen Drill zu.
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Vorab noch zur besseren Vorstellung: Der Gras-Flugplatz Tannheim liegt bei Memmingen und ist wunderschön gelegen. Rundherum Felder, Wald und bestimmt nicht nur nach meinem Dafürhalten mit militärischem Drill geführt.

Auch nach nunmehr 20 Jahren habe ich immer noch alles deutlich vor mir. Mittlerweile ist der Flugplatz weltbekannt unter dem Namen "Tankosch". Der Sohn vom Betreiber "Max Dolderer" war schon in sehr jungen Jahren Deutscher Meister auf einem Fluggerät. Damals habe ich oft gesehen, wie er mit seinem Drachen abhob. Heute ist einer der weltbesten Flugschaupiloten. Ja, ja, wo der Drill einen hintreibt!
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Den Ausbildungsvertrag unterschieb ich mit der Prämisse: „Auf Ihr Bundeswehr-Ehrenwort, dass ich nach meinem Urlaub ohne Zusatzkosten aus dem Vertrag komme“. Ein knappes „Ja“ folgte und im Anschluss kamen die Infos und die Kommandos. Unten mit der blauen „Charly November“ fliegen wir gleich.

Woher sollte ich denn wissen, wer „Charly November“ ist? Ohne es auszusprechen. Aber „Schnauze halten“ ist oft von Vorteil beim Militär.

Die nächste Info: Entfernungsscheck „Räder und Flächen“ sind dran. Nachdem wir nun vom Tower gestiegen waren, kam das erste Kommando: „Tür auf, Handschuhkasten auf, da liegt eine Checkliste drin“. Sie lesen vor und wir gehen dabei um die „Charly November“.

Nun, jetzt war klar, wer Charly November war. Nach dem Rundgang, wo er das eine oder andere Teil von dem Vogel anfasste oder mit seinen Blicken abtastete, kam das nächste Kommando: „Sie nehmen links Platz und ich rechts. Leider konnte man sich nicht mit dem Mann unterhalten. Hätte ich aber längst merken müssen, trotzdem versuchte ich ihn zu überreden, ich wollte doch zuerst einmal von rechts sitzend schnuppern. Ich wollte doch zuerst einmal… ich bin noch nass geschwitzt und komme gerade von der Autobahn…..

Er tat so, als ob er das überhaupt nicht gehört hätte, und setzte sich nach rechts. Nun, wenn ich mitfliegen wollte, es war ja nur noch der linke Sitz frei, musste ich, oh Stress, sofort hinters Steuerhorn.

Das Mäusekino auf dem Panel erschlug mich. Ich sah nur noch Anzeigevorrichtungen in den mannigfaltigsten Größen und Anordnungen (Unordnungen) vor mir. Ich blieb cool. Er wollte ja etwas von mir. Die nächsten, aber sehr knapp gefassten Kommandos ließen nicht lange auf sich warten.

Nachdem er mit mir verschiedene Checks durchgeführt und den Motor gestartet hatte, sollte ich vom Vorfeld, welches aber Gras ist, zum Rollhaltepunkt der Piste rollen. Da die Pedale anders angeordnet sind als beim Fahrrad oder beim Auto, oh Schreck es gibt kein Gaspedal!

Nun, er zeigte mir einen Schieber, der mit der Hand zu betätigen ist. Ich dachte: „Oh wie praktisch, behindertengerecht.“ Den und die weiteren Befehle führte ich nun, sehr verständnisvoll tuend, aus.

Ja und jetzt sollte es sein. Er löste die Bremse (sieht aus wie eine Handbremse, ist auch eine) „Drücken Sie den Stachel langsam hinein“. Er konnte nur den Gasschieber gemeint haben, also tat ich das auch wie befohlen.

Siehe da, der Vogel setzte sich in Bewegung. Seltsam, mit dem Steuerhorn kann man nicht steuern (lenken). Nun, in seiner ordentlichen Art hatte er mir vorher erklärt, dass man mit den Fußpedalen steuert und auch bremst, denn über den Steuerpedalen sind noch zwei von den Dingern zum Bremsen.

Am Rollhaltepunkt der Piste bekamen wir, nachdem mein Vorgesetzter einen kurzen Redeschwall in das Mirko gepustet hatte, aus dem Lautsprecher ein Knappes: “Selbstständig“. Nun, ich begriff nun sehr schnell: „Die vom Tower (Turm) wollten ihre Ruhe haben“. Verständlich, es war ja auch Kaffee-Zeit.

Jetzt folgte ich weiteren Kommandos. Wir machten zusammen einen „Runup“, noch einmal Vorflugkontrolle mit verschieden Prüfungen und Eistellungen.

Weiter pedalgesteuert rollte ich nun auf die Piste zum Abflugpunkt 27 und versuchte mich an seine ordentliche-, aber „spezielle“ Art zu gewöhnen.

Fortsetzung folgt. Siehe Teil 2 - Der Traum der Menschheit - Fliegen –

2. Teil - Der Traum der Menschheit - Fliegen –

- Von Bernd Offizier -

Ja, man muss bedenken, ich bin ja ganz unvorbelastet in den gestreiften Vogel gestiegen, und jetzt soll ich direkt fliegen. Nach der langen Autofahrt hatte ich mir vorgestellt dass ich mir zuerst einmal beim Fliegen (geflogen werden) gemütlich alles ansehen kann.

Jetzt sitze ich armer Tropf im Flugzeug hinter einem Steuer und soll auch schon alleine starten. Aber wie auch sonst immer, wenn’s eng wird, werde ich konzentrierter und ruhiger.

Die Füße auf den Pedalen, den Stachel (Gasschieber) schob ich hinein, steuerte den noch fahrbaren Untersatz auf der Piste, bis dass der Fahrtmesser 60 Knoten anzeigte und zog lt. Anweisung am Steuerhorn - sieht aus wie ein Kuhgeweih. und siehe da, wir waren in der Luft.

Das Instrumentengewirr blinzelte mich durch die Sonnenreflexe an. Der Wald hinter der Piste kam näher. Mein Chef brauchte nichts zu sagen. Der Selbsterhaltungstrieb zog von selbst am „Kuhgeweih“, und ich stieg über die Tannen in den blauen Himmel.

Mit einer ungewollten Rechtsschieflage leitete ich eine Rechtskurve ein. Hurra, das war richtig. Wir mussten rechts herum in die Platzrunde. Mein Boss hatte offensichtlich den Verdacht, dass es gewollt war. Klar, ich ließ ihn in dem Glauben.

Nach weiterer Anweisung musste ich das Horn noch mehr nach rechts drehen und dabei etwas ins rechte Pedal treten.
Ich war aber auf dem richtigen Weg. Zum Glück erklärte der Allmächtige neben mir sofort die Ausleitung der Kurve, auch dass ich danach die Oberkannte vom Controlpanel gleichbleibend am Horizont halten sollte.

Zu einer Demo übernahm er kurz das Steuerhorn. Nach 15 Minuten tat er noch einmal das Gleiche und landete.
Die Tochter Verena vom Max Dolderer, Chef des Platzes, sah mich aussteigen und sprach mich halb fragend halb feststellend an: „ Angstschweiß“?!

Auch jetzt nach 20 Jahren habe ich dieses Wort von ihr nicht vergessen.
Die damals schon sehr erfahrene, hat‘s offenbar schon faustdick hinter den Ohren gehabt. Durch Ihre weltbekannten Flugplatz-Veranstaltungen In Tannheim (Tannkosch) ist sie heute bei den Fliegern mit ihrem Weltbekannten Bruder Mattias auch über die Grenzen Europas sehr bekannt.

Nur, Liebe Verena, mit dem „Angstschweiß“ lagst du falsch. Ich denke wir hatten so um die 30° am Platz. Na gut, ganz falsch lagst du auch nicht. Es klang ja halb fragend.

Bei allem „Scheiß“ den ich in den zurückliegenden 20 Jahren gemacht habe, Angst habe ich bisher noch nie in der Fliegerei gehabt. Wenn‘s eng wurde, war ich bisher aufmerksamer und ruhiger.
Gott erhalte mir diese Fähigkeit.

Unvergessen auch, am Tage wo ich mich „frei-flog“, hatte ich mir vorher ein neues Polo angezogen.
Nachdem der damalige Ausbildungsleiter Call mich nach 5 Touch and Go's
„heruntergebetet“ hatte, hattest du, liebe Verena, nichts Besseres zu tun, als mir den Kragen am meinem neuen Polohemd herauszuschneiden!

Zum Glück bin ich aber am „Arschklopfen“ vorbeigekommen, ha,ha!

Zurückblickend bin ich froh, dass meine damaligen „Schleifer“, alles ehemalige Fighter-Piloten, mir mehr zeigten als wie es die Minimal-Ausbildung vorsah.

Meinen herzlichen Dank an die Dolderers mit ihrem Team.

Für mich unvergessen, die weiten Anreise-Wege haben sich gelohnt!



Wie es weiterging.

In Köln Bonn machte ich dann mit der Ausbildung bis zur Prüfung weiter. Meine ersten selbständigen Flüge absolvierte ich in Bonn Hangelar im Kölner Klub.

In Hangelar konnte ich eine Piper 140 Cherokee D-EGPM mit abgelaufenem Motor kaufen, die ich fast alleine mit neuem Motor, Propeller, Bremsen und Schläuchen aufgebaut habe. Nach der Abnahme sagte Prüfer Bosmans zu mir: „Du wirst noch einmal Prüfer“.
Ich war happy!

Ein Lob von einem Mann zu hören, der nur ganz selten ein Lob ausspricht, ist was Besonderes.

Ermutigt baute ich danach mit helfenden Händen eine Piper PA-28-181 Archer II auf. In Bratislava ließ in ch sie abbeizern, in 2-Schicht lackieren und mit Lederpolster ausstatten.
Auf Unverständnis stieß ich bei Freunden, als ich dann diesen wunderschön aufgebauten Vogel wieder verkaufte.


Mir hatte es eine Piper-28 Turbo Arrow IV angetan, die ich kaufte und auch wieder mit helfenden Händen aufbaute. Nun, das ist etwas Besonderes mit Intercooler, Speed Breaker und druckbelüfteten Magneten.
Weiter in:

lebenstraeume-und-realitaet.de/forum/6-auto-motorrad-und-andere-fortbewegungsmittel/227-der-traum-der-menschheit-fliegen-3-teil/290

Ich hoffe, ich kann sie noch lange fliegen.
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Letzte Änderung: 2 Jahre 5 Monate her von Bernd Offizier.

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