Berthold Brecht

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7 Jahre 9 Monate her - 3 Jahre 11 Monate her #1 von Walter Gollhardt
Berthold Brecht wurde erstellt von Walter Gollhardt
"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin ..." Stammt dieser Satz von Brecht, und ist er pazifistisch gemeint, oder ist er einfach nur aus dem Zusammenhang gerissen, und es folgt anschließend etwas ganz anderes.
Das dazugehörige Gedicht beklagt eher die mangelnde Courage, gegen das Unrecht zu kämpfen.
Anfang der achtziger Jahre, es war die große Zeit der Friedensbewegung, die gegen den von Helmut Schmidt initiierten Nato-Doppel-Beschluß auf die Straße ging, wurde dieser Slogan sehr populär, und irgend jemand hat ihn dann eben Bertolt Brecht zugeschrieben.
Brecht, eher als kämpferischer Revolutionär und Kommunist bekannt, in Wahrheit ein Pazifist? Irgend etwas paßt da doch nicht zusammen.
Kenner des zitierten Gedichtes wiesen schon damals darauf hin, daß es ein unvollständiges und damit sinnenstellendes Zitat sei. Im Original heiße es nämlich:

("... dann kommt der Krieg zu euch.)
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt
und läßt andere kämpfen für seine Sache,
der muß sich vorsehen; denn
wer den Kampf nicht geteilt hat,
der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal den Kampf vermeidet,
wer den Kampf vermeiden will; denn
es wird kämpfen für die Sache des Feindes,
wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat."


Alle die oft und gerne dieses Zitat verwendet haben, hätten besser einmal Brecht gelesen, denn die ganze um Brecht herum konstruierte Geschichte stimmt so nicht.
Das so wunderbar griffige und passende Zitat ist amerikanischen Ursprungs: Sometime they'll give a war and nobody will come - und diesen Satz schrieb der Dichter Carl Sandburg 1936 in seinem Gedichtband The People, Yes.

Um die Aussage in ihr Gegenteil zu verkehren, dichtete jemand die passende Zeile "... dann kommt der Krieg zu euch" dazu.
Den Satz mußte man nun nur noch vor eine Passage aus Brechts Koloman Wallisch Kantate montieren, fertig war der Slogan, hinter dem sich alle während der großen Demonstrationen der Friedensbewegung versammeln konnten.
In der zitierten Kantate geht es allerdings nicht um einen Krieg - sie schildert das Leben des österreichischen Revolutionärs Koloman Wallisch, der 1934 bei den Arbeiteraufständen ums Leben kam.
Ab der Zeile: "Wer zu Hause bleibt ..." beginnt das tatsächliche Brecht-Zitat.

Das man einem Krieg entgehen könnte, indem man zu Hause bleibt, ist wohl kaum möglich, und ob diese Vorstellung den Gedanken Berthold Brechts entsprochen hat, ist wohl auch, bezieht man dabei seinen Lebensweg ein, eher zweifelhaft.
Ein heutiger Krieg, mit seinen auch atomaren Massenvernichtungswaffen wird es immer schaffen, zum Volk zu kommen.
Letzte Änderung: 3 Jahre 11 Monate her von Walter Gollhardt.
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