FREUNDSCHAFT

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9 Jahre 2 Monate her - 3 Jahre 11 Monate her #1 von Walter Gollhardt
FREUNDSCHAFT wurde erstellt von Walter Gollhardt
Ich möchte das Thema "Freundschaft" noch etwas über den persönlichen Bereich hinaus erweitern:

Freundschaft, was für ein großes Wort. In den Zeiten von Facebook und Co. hat man, so man will, tausende "Freunde". Allerdings entwertet der inflationäre Gebrauch dieses Wortes seine eigentliche Bedeutung. Völker können niemals Freunde sein, auch nicht qua Vertrag. Einzelne Menschen, oder auch Gruppen aber schon.
De Gaulle und Adenauer, ob sie Freunde waren, glaube ich eher nicht, aber sie hatten eine Vision, nach einem zweimaligen schrecklichen Gemetzel im vergangenen Jahrhundert. Leider sterben die Menschen langsam aus, die sich an diese vergangenen Zeiten wenigstens noch aus Erzählungen ihrer Väter und Onkel erinnern können. So schwindet die Wertschätzung des inzwischen erreichten und in der Zukunft noch möglichen. Pessimisten vergleichen die heutige Zeit mit 1912/13, als auch noch niemand einen 1914 ausbrechenden Weltkrieg für möglich hielt, der dann zum Untergang einer überkommenen Gesellschaftsordnung geführt hat, nämlich u. A. dem preußischen Ständestaat. Und im folgenden Vertrag von Versailles den Keim für den 21 Jahre später ausbrechenden Zweiten Weltkrieg legte.
Das Fehlen von Visionen und zündenden Ideen in der Politik bedaure ich sehr, denn das ist es doch, was die Menschen begeistern kann. Die nüchterne und sachliche Tagespolitik a la unserer Bundesregierung, die alles auf das machbare und damit nach deren Worten alternativlose beschränkt, begeistert allerdings niemand!
Aus egoistischen Gründen sind inzwischen viele Menschen in Europa bereit, das inzwischen Erreichte nationalen Egoismen und kurzfristigen finanziellen Vorteilen zu opfern. Und wir, damit meine ich ganz besonders die Deutschen, haben dabei sehr viel zu verlieren.
Ich bin 1945, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren. Seit nun nahezu 70 Jahren leben wir in Deutschland mitten in Europa im Frieden, eine in der Geschichte der Europäer fast unvorstellbar lange Zeit.
Dafür zu sorgen, daß dies auch in der Zukunft so bleiben wird, lohnt es sich zu kämpfen. Gegen „Die Da“ in Brüssel zu wettern, bringt durch das Schüren diffuser Ängste immer Zustimmung auf der Galerie, auch die immer wieder ins Spiel gebrachte „Wiedereinführung“ der D-Mark, und damit ist dann alles wieder gut, gehört zum Repertoire der Rattenfänger und der Anbieter der sog. einfachen Lösungen aller Probleme. Daß nichts gelöst wird und dann die Probleme erst richtig anfangen wird wohlweißlich verschwiegen.
Ende Januar wird nun ein Asteroid mit über 500 Metern Durchmesser in für kosmischen Verhältnisse dichten Entfernung von 1,2 Millionen Kilometern, das ist die dreifache Entfernung zum Mond, an der Erde vorbeirasen.
In der Erdgeschichte haben sich solche Besucher aus dem Asteroidengürtel jenseits unseres Planetensystems häufig auf den Weg zu uns gemacht, und nach dem Einschlag wie wir wissen fast alles Leben auf unserer kleinen Erde ausgelöscht.
Angesichts dieser zwar äußerst unwahrscheinlichen, aber doch realen Bedrohungen, sollten wir uns und die vermeintlich von allen Seiten auf uns zukommenden Bedrohungen einmal in einem ganz anderen Licht betrachten.
Wir sollten bei unseren irdischen Konflikten nie unsere Möglichkeiten zur Einflußnahme auf die laufenden Ereignisse aus der Hand geben, denn ansonsten begeben wir uns in einen Automatismus, der im Juli und im August 1914 in die Katastrophe geführt hat. Womit ich wieder den Bogen zum Beginn dieser Zeilen geschlagen habe.
Der in Deutschland hochgeschätzte Michail Gorbatschow hat in einem Spiegel-Interview seine Sorge über die Entwicklung hin zu einer Konfrontation in Europa nach dem Beginn der Ukraine-Krise zum Ausdruck gebracht. Wir sollten seine Worte ernst nehmen.
Zwar gibt es in der Politik keine Freundschaften im eigentlichen Sinne, aber sicherlich etwas vergleichbares, und einen Helmut Kohl, der auf diesem Gebiet ein Meister war und eben damit auch Vertrauen schaffen konnte, sehe ich z. Zt. nirgends.
Ich hatte in meinem Leben einige Freundschaften auf Zeit, die mir sehr viel bedeutet haben, aber eben nur eine Freundschaft hat alle Zeitabläufe überstanden, und sie besteht auch heute noch seit über sechzig Jahren!
Letzte Änderung: 3 Jahre 11 Monate her von Walter Gollhardt.

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