Die ersten hundert Tage der Präsidentschaft von Donald Trump, eine Bilanz

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6 Jahre 10 Monate her - 3 Jahre 11 Monate her #1 von Walter Gollhardt
Nun begeht die Welt die ersten hundert Tage der Präsidentschaft von Donald Trump, und in den Augen der meisten sind sie ein Desaster, denn es liegen noch 1360 Tage bis zur nächsten Präsidentschaftswahl vor ihm und uns, und Trump lernt obwohl das viele anders sehen hinzu, er beginnt zu begreifen, über welche Machtfülle er als amerikanischer Präsident verfügt.

Da ist ein kindischer, selbstverliebter Narziß in das mächtigste Amt der Welt gestolpert, mimt um sein übergroßes Ego zu streicheln den Dauerwahlkampf vor seinen ihm trotz seiner katastrophalen Bilanz immer noch treuergebenen Wählern, spielt mit seinen unsäglichen Twitter Nachrichten zu allem und jedem den Elefanten im Porzellanladen, und würde am liebsten den Kongreß und die unabhängige Justiz ausschalten, auch die Teile der freien Presse, die ihm nicht wohlgesonnen sind, die seine Machosprüche, Unbesonnenheiten und Fehler schonungslos aufdecken.

Über öffentlich zelebrierte Dekrete geht er wie eine alles niedermachende Dampfwalze über das Land, da werden Naturschutzgebiete beseitigt, der stattfindende Klimawandel als Märchen bezeichnet, eine sicherlich notwendige Steuerreform mal so eben verkündet, die ausschließlich die Reichen begünstig, also ihn selber und seine Milliardärs Freunde immer reicher, den staatstragende Mittelstand und die ärmeren Amerikaner aber noch ärmer macht.

So wird er den Militärhaushalt nach seiner Doktrin: Make America great again! zu Lasten der Etats für Umwelt und sozialer Aufgaben stark erhöhen, trotz sinkender Steuereinnahmen und einem deutlich geringeren Wachstum der US-Wirtschaft im ersten Quartal 2017. Er wird also die zusätzlichen Ausgaben mit Hilfe der Neuverschuldung finanzieren müssen, was den schon gigantischen Schuldenberg der Vereinigten Staaten nochmal größer werden läßt.
Per Dekret mußte er aktuell erst einmal die Handlungsfähigkeit der Regierung und der nachgeordneten Behörden sicherstellen, vorläufig erst einmal bis zum 5. Mai, denn ansonsten hätten aus Geldmangel erst einmal alle die Arbeit einstellen müssen.

Da verkündet der Präsident nach dem vorläufig gescheiterten Angriff auf die Krankenversicherung, genannt „Obamacare“, daß er nicht gedacht hätte, daß diese so kompliziert wäre, und plant einen zweiten Angriff, der für viele Amerikaner, sollte er Erfolg haben bedeuten würde, daß sie keine Krankenversicherung mehr, weil für sie unbezahlbar, haben werden. Damit hätten sich dann die 50 bis 60 Kongreßabgeordneten, die der sog. Tea Party angehören durchgesetzt, für die Obamacare schon immer des Teufels und die Einführung des Sozialismus durch die Hintertür bedeutet hat.

Nun ist die NATO vorläufig nicht mehr obsolet, dem unbotmäßigen Nordkorea wird mit einem Erstschlag gegen seine Atom- und Militäranlagen gedroht, angeblich ein Flugzeugträger plus Begleitflotte in Marsch gesetzt, der aber dann genau in die Gegenrichtung unterwegs ist.
Kann es sein, daß Trump nicht weiß, wo Nordkorea liegt?
Immerhin ist Syrien oder der Irak bei ihm ein und dasselbe, und Belgien ist ja auch eine schöne Stadt.
Nach dem Abschuß der 59 Marschflugkörper auf einen syrischen Flugplatz schwärmte er ausschließlich von dem einmaligen Schokoladenkuchen, der bei dieser Gelegenheit in seinem Hotel „Mar al Lago“ in Florida serviert wurde.

Was für die übrige Welt erstaunlich ist, ist die Tatsache, daß es einem Milliardär, der die USA überwiegend von seinem goldenen Trump Tower aus regiert, der seiner Familie und Verwandten ganz offen Macht, Einfluß und Pfründe verschafft, es anscheinend mühelos gelingt, sich als Anwalt der Armen, Rechtlosen und Abgehängten zu gerieren.
Allerdings muß man auch die Frage stellen, wie lange dies noch gelingen wird.
Zu viele Ankündigungen aus dem Wahlkampf haben sich als leere Versprechungen erwiesen, wurden abgeschwächt oder gar zurückgenommen.
Die große Mauer an der Grenze zu Mexiko, die ja nach seinen Worten Mexiko bezahlen sollte, wird in absehbarer Zeit nicht gebaut werden, und die Zukunft der USA kann auf jeden Fall nicht im maroden „Rostgürtel“ und in unwirtschaftlichen Kohlegruben stattfinden, sondern in den Zukunftstechnologien z. B. in Kalifornien, und dort vor allem im „Silicon Valley“.

Eine wesentliche Stärke der USA war immer seit ihrer Gründung die Einwanderung, und der hohe Standard der US-Hochtechnologie speist sich seit jeher aus der Zuwanderung der besten Köpfe weltweit.
Sollten sich hier Trump und seine Unterstützer mit einem Einwanderungsstop für Menschen aus bestimmten Regionen durchsetzen, werden die USA den weltweiten Wettlauf um eben diese besten Köpfe verlieren, denn schon jetzt fühlen sich Rechtsnationale im Land zu Angriffen auf jüdische Einrichtungen, Schwarze und Latinos ermutigt.
Der viele Jahre verdeckte Rassismus im Land zeigt nun wieder ganz offen seine häßliche Fratze, und viele aus dem weißen Proletariat glauben, sie könnten ihren Fremdenhaß nun offen und staatlich sanktioniert ausleben.

Die USA präsentieren sich immer mehr als ein zutiefst gespaltenes und mit sich selbst beschäftigtes Land, damit sind viele Gewißheiten in der westlichen Welt verschwunden, und an ihre Stelle ist ein Gefühl der Unsicherheit getreten.
Diese Entwicklung ist einerseits bedenklich, andererseits bietet sie aber auch die Chancen für Neues und eine vollkommen andere Weltordnung, in der möglicherweise der alte Kulturraum Europa in der Gestalt der EU sich zu einer Region entwickelt, die Vorbild für viele andere Regionen auf dieser Erde sein könnte.
Eine gewisse Abstimmung mit den Füßen erlebt der alte Kontinent ja schon heute, denn Europa, und hier vor allem Deutschland ist weltweit zu einem Traumziel für viele Menschen geworden.

Wir sollten den Populisten bei uns, die Ängste vor einer sog. Überfremdung schüren, nicht auf den Leim gehen, sondern in Europa die Zuwanderung als eine Chance sehen, unsere Gesellschaft in allen Bereichen fortzuentwickeln. Das wird nicht schnell gehen und sicherlich zwei oder drei Generationen dauern, aber wenn wir es wollen, wird es gelingen!!

Für unseren wichtigsten Verbündeten die USA bleibt uns Europäern nur die Hoffnung, daß die demokratischen Institutionen, ich habe da besonders die unabhängige Justiz im Auge, die Präsidentschaft von Donald Trump unbeschadet überstehen werden. Immerhin funktionieren sie bisher hervorragend, denn sie zeigen dem „Azubi-Präsidenten“, daß es etwas grundlegend anderes ist, eine Weltmacht zu führen, als in seinem Immobilienimperium sog. „Gute Deals“ zu machen.
Letzte Änderung: 3 Jahre 11 Monate her von Walter Gollhardt.
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